Tag Heidelberg

  • Ausflugstipp: Das Haus Stammberg bei Schriesheim

    Ein paar Gartenstühle stehen unter überhängenden Rhododendren und anderen zur Not als Gartenpflanzen durchgehende Pflanzen.  Im rechten Bildbereich ist nicht allzu gepflegter, aber erkennbarer Rasen mit Wegen dazwischen zu sehen.

    Was hier die Atmosphäre eines Kurparks[1] ausstrahlt, war tatsächlich mal einer. Vorneweg: Das hier beschriebene Gelände ist problemlos öffentlich zugänglich.

    Im Kanzelbachtal, das sich vom Weißen Stein in die Rheinebene bei Schriesheim zieht, steht das Haus Stammberg, heute ein Altenheim der Diakonie und nicht zu verwechseln mit dem nebenan ebenfalls von der Diakonie betriebenen Wiedereingliederungsprojekt Talhof[2]. Zwar haben ein paar der Gebäude des Komplexes durchaus etwas Patina, aber ich hatte für die Gebäude nie mehr als ein halbes Auge, wenn ich bergan Richtung Willhelmsfeld daran vorbeigeradelt bin – und bergab sicher nicht mal ein Zehntelauge.

    Der diesjährige Tag des offenen Denkmals hat dieser Gedankenlosigkeit ein Ende bereitet. Die Geschichte des Hauses Stammberg hat sogar etwas mit dem Jahr 2024 zu tun. Na ja, indirekt. Denn gerade vor 100 Jahren veröffentlichte Thomas Mann seinen Zauberberg, zugleich Roman einer präantibiotischen Tuberkuloseklinik und der Verschrobenheiten der europäischen Vorkriegs(un-)ordnung. Wobei hier vom ersten Weltkrieg die Rede ist.

    Das Haus Stammberg, eröffnet im Jahr 1903, war neu in den Jahren, in denen sich das entfaltet, was im Zauberberg als Handlung durchgeht. Wer sich vor dem Haupteingang des Haupthauses nach rechts wendet und dem Verlauf des Kanzelbaches vielleicht 100 Meter folgt, kann fast eine Zeitreise dorthin unternehmen, wenn sich folgendes Bild zeigt:

    Eine leicht gerundete, vielleicht fünf Meter tiefe und hundert Meter breite, aus Holz errichtete Halle.

    Zur literarischen Verankerung darf ich ein wenig aus der Fantasie von Thomas Mann zitieren:

    Aber Joachim [der Indexpatient im Zauberberg] konnte nur noch behindert und undeutlich antworten. Er hatte aus einem rotledernen, mit Samt gefütterten Etui, das auf seinem Tische lag, ein kleines Thermometer genommen und das untere, mit Quecksilber gefüllte Ende in den Mund gesteckt. Links unter der Zunge hielt er es, so, daß ihm das gläserne Instrument schräg aufwärts aus dem Munde hervorragte. Dann machte er Haustoilette, zog Schuhe und eine litewkaartige Joppe an, nahm eine gedruckte Tabelle nebst Bleistift vom Tisch, ferner ein Buch, eine russische Grammatik – denn er trieb Russisch, weil er, wie er sagte, dienstlichen Vorteil davon erhoffte –, und so ausgerüstet nahm er draußen auf dem Balkon im Liegestuhl Platz, indem er eine Kamelhaardecke nur leicht über die Füße warf.

    [... Hans Castorp, der Besucher, der dem Zauber des Berghofs erliegt] wollte das Ergebnis der Messung abwarten und sah unterdessen zu, wie alles gemacht wurde, betrachtete auch den Pelzsack, der in einem Winkel der Loggia lehnte (Joachim bediente sich seiner an kalten Tagen) und blickte, die Ellenbogen auf der Brüstung, in den Garten hinab, wo die allgemeine Liegehalle nun von lesend, schreibend und plaudernd ausgestreckten Patienten bevölkert war.

    Das Foto oben zeigt die allgemeine Liegehalle des Schriesheimer Stammbergs, die erstaunlich gut erhalten ist. Denn ja: der Stammberg, wie der Berghof im Zauberberg, war eine Tuberkuloseklinik, wenn auch – ich glaube mich zu erinnern, dass im geschichtlichen Überblick von der Bismarck'schen Krankenversicherung als zumindest Beteiligte die Rede war – mit einer deutlich weniger exklusiven Zielgruppe als die der Haute Volée-Spielwiese des Romans. Und auch wenn der Weiße Stein mit seinen gut 500 Metern nicht ganz mithalten kann mit den Dreitausendern rund um Davos, wenigstens ein bisschen in den Bergen befinden sich auch diese Gebäude.

    Tatsächlich war der Berghang am Rand der Kanzelbach-Talaue Teil des damaligen Kurparks. Während sich der Wald die Gartenanlagen am Hang weitgehend wieder geholt hat, sind einige der Flanierwege noch erhalten:

    Durch einen lichten, nach links hin ansteigenden Wald führt ein als naturnahe Treppe ausgeführter Weg.  An dessen Rand steht ein Warnschild: „Vorsicht Stechgefahr Bienen!“.

    Zu diesem Foto ist zu fantasieren, dass 1903 der Pfad vielleicht durch ein paar Rosenstöcke und Rhododendren führte, um die Mobilisierungsübungen der Patientinnen etwas zu verschönern. Ein klein wenig lässt sich das noch am Fuß des Hanges erahnen, wo das Eröffnungsbild dieses Artikels entstanden ist.

    Jedoch: Patientinnen ohne hohes I oder sonstige grammatische Berücksichtung von Männern? Ja, denn im Gegensatz zum Berghof des Zauberbergs, in dem es ja durchaus viel um Techtel aller Arten geht, war das Stammberg ein Frauensanatorium. Davon wiederum war zu hören während eines Vortrags einer Mitarbeiterin des Deutschen Tuberkulosearchivs (DTA) im Denkmalstag-Programm.

    Das DTA ist eine Einrichtung, die zwar schon seit einiger Zeit in Heidelberg – genauer bei der Thoraxklinik in Rohrbach – residiert, von deren Existenz ich aber bis zu dem Vortrag nichts ahnte. Was regelrecht schade ist, denn im Haus befindet sich auch eine Ausstellung, die mir sehr lohnend zu sein scheint. Leider ist diese nur nach Vereinbarung zugänglich. Aber ich plane schon die meine. Also: Vereinbarung.

    Auch über Liegehalle und Park hinaus bietet das Haus Stammberg eine Menge Bau- und Technikgeschichte. Am Tag des offenen Denkmals hat der Leiter des Hauses die BesucherInnen herumgeführt, und zwar bis hin zur Kläranlage am Westende des Geländes. Ja: das hat es 1903 schon gegeben, wenn auch eher ausnahmsweise. Das Stammberg etwa hat sie offenbar bauen lassen, um Bedenken der Schriesheimer Bevölkerung, der Kanzelbach könnte durch das Sanatorium in einen Tuberkelpfuhl verwandelt werden, entgegenzuwirken.

    Wenn das, was heute noch übrig ist, allerdings repräsentativ ist für das, was damals gebaut wurde, dann ist erstaunlich, dass die Bürgerschaft bachabwärts sich hat beruhigen hat lassen:

    Ein grün bewachsenes, vielleicht 10 × 10 m großes Becken mit einem Geländer drumrum.  Dahinter ein recht moderne aussehnder kleiner, einstückiger Klinkerbau mit zwei Fenstern.

    All das ist (jedenfalls mit den ganzen Zauberberg-Geschichten im Hinterkopf) so bezaubernd, dass ich AutorInnen von Heidelberg-Reiseführern (sowie natürlich neugierigen BewohnerInnen von Stadt und Umgebung) das Haus Stammberg ans Herz legen möchte. Mensch muss den Mann-Roman nicht mögen, um dem Charme des Ortes zu erliegen, einschließlich des vielleicht zunächst etwas morbid wirkenden Verfallsthemas, das Buch und Schriesheimer Realität (jedenfalls vorläufig; es gibt schon Pläne, die Liegehalle besser zu konservieren) durchaus gemeinsam haben.

    [1]…und vielleicht Corona-Distanzregeln; das Bild ist aber aktuell.
    [2]Dessen Name übrigens in einer eigenartigen, wenn auch vermutlich nicht geplanten Antiparallelität zum Berghof, dem Sanatorium aus dem Zauberberg, steht.
  • Horröses Heidelberg 2: Die Lenard-Säule

    Heidelberg war selten eine sonderlich progressive Stadt. Gerade die zahlreichen Studentenverbindungen – Buschenschaften, Corps, Turnerschaften und was sich da sonst noch so im patriotischen Sumpf suhlt(e) – sorg(t)en für einen reichen Nährboden für jede Sorte rechten Wahnsinns. Von militaristischen Aspekten davon war im ersten Teil von Horröses Heidelberg schon die Rede. Dieses Mal habe ich rabiaten Antisemitismus im Angebot:

    Rechts eine fast geschlossene Zimmertür, daneben ein etwa ein Meter hoher, weiß getünchter Betonblock mit einem Querschnitt von vielleicht 30×30 cm, wieder daneben ein Regal mit ein paar Packen Kopierpapier.

    Die mutmaßliche Lenard-Säule.

    Diese eher langweilig aussehende Installation findet sich im alten Physikgebäude im Philosophenweg 12, hinter einer Tür gegenüber dem unteren Ausgang des großen Hörsaals. Wenn die Geschichte, die ich jetzt gleich erzählen werde, ungefähr wahr ist, dann ist sie ein bizarres Denkmal antisemitischer Verblendung.

    Vorneweg: Ich weiß offen gestanden nicht, wie wahr die Geschichte des Klotzes ist. Sie ist etwas, das sich Physikstudis von Generation zu Generation erzählt haben und das sehr plausibel klingt. Bevor ich sie in einer seriösen Publikation erzählen würde, würde ich vermutlich lieber erstmal die Bau-Unterlagen im Uni-Archiv einsehen wollen.

    Philipp Lenard sucht den Äther...

    Aber jetzt die Geschichte: Anfang des 20. Jahrhunderts ärgerte sich ein gewisser Philipp Lenard – bereits im Besitz eines Physik-Nobelpreises – über die damals aufkommende „neue“ Physik zwischen Quantenmechanik und Relativitätstheorie. Seit 1907 leitete er das Institut für Physik und Radiologie der Uni Heidelberg, und je länger er dort Geistesgenossen um sich sammelte, desto durchgeknallter wurde der ganze Laden. Schließlich publizierte er ein Machwerk unter dem Titel „Deutsche Physik“, das noch in den 1930er Jahren versuchte, die Welt ohne die Physik des 20. Jahrhunderts – aus Sicht der Deutschen Physiker: die „jüdischen Beiträge“ – zu erklären.

    Das scheiterte natürlich, und noch nicht mal besonders grandios. In meiner Studienzeit gab es aber in der Bibliothek der angewandten Mathematik noch abgegriffene Exemplare der Deutschen Physik, deren Mischung aus normaler Standard-Physik und patriotischer Verwirrung wirkt, als habe sich ein normaler Studienrat eine Anfallskrankheit eingefangen, die ihn dann und wann in Erich von Däniken verwandelt (Literarische Referenz).

    Lenard arbeitete sich vor allem an der speziellen Relativitätstheorie ab. Diese entstand ja in Teilen, weil das Michelson-Morley-Experiment mit der voreinsteinschen Licht-Theorie (Licht war danach wie Schall in der Luft, nur wäre die Luft fürs Licht ein Zeug namens Äther gewesen) echte Schwierigkeiten hatte: Mit jeder nicht ganz abseitigen Äthertheorie hatte mensch in diesem Experiment zumindest den „Fahrtwind“ der Bewegung der Erde um die Sonne sehen müssen[1].

    Und hier kommt der Klotz auf dem Bild oben ins Spiel: In der Studi-Überlieferung nämlich hat ihn Lenard, für den das hässliche Physik-Gebäude am Philosophenweg gebaut wurde, einbauen lassen, um auf ihm Michelson-Morley-Versuche zu machen. Eine wesentliche Schwierigkeit bei diesen war nämlich das Wackeln des Untergrunds und das davon ausgelöste Rumzittern der Interferenzstreifen. Die Wikipedia schreibt zum Originalexperiment von 1881 derzeit, um „die Erschütterungen zu minimieren, wurde der Verkehr [beim Originalexperiment] weiträumig abgesperrt“. Diese Möglichkeit bestand am Rande des dicht besiedelten Neuenheim natürlich nicht.

    Viel Stein, Treppe, düsteres Haus und so.

    Hier spielt diese Folge des horrösen Heidelbergs: Der Lenardbunker im Philweg 12.

    ...und kommt zu nichts

    Der Lenard'sche Klotz nun soll fest mit dem Grundgebirge verbunden sein und auf dieses Weise eine erschütterungsarme Umgebung bieten. Ich persönlich glaube nicht, dass das funktioniert hätte, denn vermutlich schwingt das Grundgebirge nicht viel weniger als alles andere, und ohne Entkopplung vom Rest des Gebäudes – von der nichts zu erkennen ist – wäre auch eine größere Ruhe des Grundgebirges nicht sehr hilfreich. Ich weiß darüber hinaus nicht, ob Lenard wirklich jemals Zeit fand, nach seinem arischen Äther zu suchen.

    Vermutlich nicht, denn er kämpfte an vielen Fronten. Ein Beispiel: Nachdem Freikorpsleute am 28. Juni 1922 den selbst eher konservativen Außenminister Walther Rathenau erschossen hatten, hatte die Reichsregierung eine allgemeine Arbeitsruhe angeordnet. Lenard und seine protofaschistischen Mitarbeiter konnten sich das schon wegen Rathenaus jüdischer Herkunft nicht vorstellen und werkten weiter. Das blieb auch wegen keineswegs auf Halbmast gezogener Fahnen nicht unbemerkt, und fortschrittliche AktivistInnen versammelten sich vor dem Institut. Dieses befand sich bereits seit 1913 am Philosophenweg; wer heute dort steht, steht also auf dem historischen Grund der Kundgebung.

    Zunächst hinderte Polizei die DemonstrantInnen an einer Institutsbesetzung, aber die Situation eskalierte, als die Männer im Institut die Kundgebung mit Wasser aus Feuerwehrschläuchen unter Beschuss nahmen. Schließlich stürmten die DemonstrantInnen doch das Physikgebäude, und die Polizei musste Lenard in „Schutzhaft“ nehmen. Für Leute seines Schlages bedeutete das allerdings nicht, wie wenig später für allerlei den NS-Behörden verhasste Menschen, Darben im KZ, sondern eine komfortable Hotelübernachtung.

    Vom Weitermachen und Einfahren

    Immerhin sah sich der damalige badische Unterrichtsminister – wie Rathenau ein DDP-Mann und darüber hinaus selbst ehemals an der Heidelberger Uniklinik beschäftigt – nach Lenards Provokation bemüßigt, ihn zu suspendieren. Lenard antwortete nach außen mit einem Entlassungsgesuch, zu seinen reaktionären Freunden hin aber offenbar mit Unterstützungsappellen. Jedenfalls liefen nicht ganz ein Jahr später, am 1. Juni 1923, etliche konservative Studis beim engeren Senat der Uni auf und überreichten über 1000 Unterschriften, die Lenards bedingungslose Weiterbeschäftigung forderten. Tatsächlich blieb Lenard unangefochten bis zu seiner Emiritierung 1932 Leiter des Instituts für Physik und Radiologie.

    Das ging Carlo Mierendorff anders; er war 1922 schon ein stadtbekannter Linker, und so stürzte sich der Staatsschutz begeistert auf ihn, als er in der Menge vor der Lenard'schen Festung auffiel. Am 10. April 1923 eröffnete ein längst vergessener Richter ein Gerichtsverfahren gegen ihn wegen eines in den heutigen Analoga immer noch nur zu vertrauten Delikts: Landfriedensbruch. Das ist auch aktuell der gefühlt drittpopulärste Vorwurf, wenn die Polizei eher willkürlich DemonstrantInnen bestrafen will (nach Vermummung und dem entsetzlichen tätlichen Angriff nach dem 2017 neu erfundenen §114 StGB).

    Der Staatsschutz hatte Mierendorff eine Handvoll Mitangeklagte an die Seite gestellt, deren Demographie ich mit meinen heutigen Augen faszinierend finde. Abgesehen von ihm (zu dem Zeitpunkt wohl promovierender Studi) waren das nämlich durchweg Nichtstudis: der Tagelöhner Jakob Black, der Bauarbeiter Martin Kratzert, der Metzger Martin Erle, die Schlosser Franz Josef Mohr, Wilhelm Heilmann und Friedrich Zobeley, der Kaufmann Karl Hopp und der Kanzleiassistent Franz Joseph Bolz. Ob das wohl charakteristisch war für die TeilnehmerInnen der Anti-Lenard-Demo im Juni 1922? Das ist schwer zu sagen, aber fraglos waren die Studis damals weit überwiegend reaktionär und damit gewiss kaum an Kritik an Lenard interessiert.

    Mierendorff übrigens fuhr am Schluss als „Rädelsführer“ für vier Monate ein.

    Vergiftete Atmosphäre

    Die Atmosphäre in Lenards Institut blieb auch nach dessen Emeritierung kurz vor der Machtübergabe an die NSDAP vergiftet. Sein Nachfolger, der deutlich liberalere Walter Bothe, schmiss nach zwei Jahren entnervt hin und wechselte an das ebenfalls in Heidelberg befindliche Institut, das heute das MPI für medizinische Forschung ist. Dass der Lenard-Schuler Ludwig Wesch mit seinen SS-Kadern stundenlang über Bothes Büro exerziert hat, war vermutlich nur der handfesteste Teil des Terrors, der noch am 23. Dezember 1933 sogar den Fakultätsrat der naturwissenschaftlichen Fakultät beschäftigt hat, wie es aussieht, wiederum auf externen Druck hin, denn Vorsprache hielt damals Uni-Kanzler Stein persönlich.

    Nur, um nicht falsch verstanden zu werden: Bothe war selbst auch überhaupt kein netter Mensch. Als die Wehrmacht im Sommer 1940 Paris überrannt hatte, lief Bothe zum Beispiel im Windschatten der Soldaten im Pariser Labor von Frédéric Joliot-Curie auf und untersuchte den Stand von dessen Arbeiten an einem Teilchenbeschleuniger (drei Jahre später gab es dann auch in Heidelberg ein Zyklotron). Und das ist noch so etwa das Netteste, was in seinem Institut passierte; die MPG gesteht selbst, an Bohes Institut sei „noch 1944 die Synthetisierung des hochtoxischen Nervengases Soman“, na ja, „gelungen“.

    Ob es wirklich der Betonblock im alten physikalischen Institut ist, der all diese Geschichten erzählt, will ich wie gesagt nicht versprechen. Die Geschichten selbst allerdings haben sich so zugetragen und sind Teil des horrösen Erbes von Heidelberg.

    [1]Und dazu die, wie wir heute wissen, noch weit größeren Beiträge aus der Bewegung der Sonne um das Zentrum der Milchstraße, die Eigenbewegung der Milchstraße in der lokalen Gruppe und, ganz dramatisch, den Sturz der lokalen Gruppe Richtung Coma-Haufen. Aber von fast allem davon wusste mensch noch nichts in den Zeiten von Michelson und Morley Ende des 19. Jahrhunderts. Selbst die eher randständige Lage des Sonnensystems in der Milchstraße, die für die Bahnbewegung von rund 200 km/s sorgt (Bahngeschwindigkeit der Erde 30 km/s oder ein bisschen mehr als ein Zehntel, und wo wir schon dabei sind: Die Fluchtgeschwindigkeit der Erde ist ein bisschen mehr als 10 km/s), hat erst in den 1910er Jahren Harlow Shapley durch die Untersuchung der Verteilung der galaktischen Kugelsternhaufen wirklich überzeugend nachgewiesen.
  • Nachrichten aus dem Polizei-Rechtsstaat

    Am 2. Mai 2022 haben zwei Polizisten auf dem Marktplatz in Mannheim den 47-jährigen Ante P. umgebracht. Als Nicht-Schwabo[1] mit einer psychischen Diagnose gehörte ihr Opfer zur gegenüber tödlicher Polizeigewalt in der BRD gefährdesten Gruppe überhaupt; ich darf ein paar Beispiele aus den sofo-hd-Jahrestagen zitieren:

    23.12.2023 – in Mannheim-Schönau töten Polizisten den türkischstämmigen Ertekin Ö. mit vier Schüssen. Ö. hatte in einer psychischen Krise und wegen Auseinandersetzungen mit dem Jugendamt wegen seiner Kinder selbst die Polizei gerufen. Die Polizei eröffnete das Feuer aus der Distanz, als sie ihn auf der Straße mit nacktem Oberkörper und einem Messer in der Hand antraf.

    12.1.2023 – In Mosbach-Neckarelz erschießt die Polizei einen Mann, der sich mit einem Messer bewaffnet der Wohnung seiner Ex-Partnerin genähert hat. Das Opfer hatte sich in psychiatrischer Behandlung befunden.

    17.11.2022 – In Usingen im Taunus stirbt eine 39-jährige in Polizeigewahrsam. Die Polizei gibt an, sie habe ihr Handfesseln angelegt, weil sie randaliert habe. „Kurz darauf verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Frau [...] Die unverzüglich alarmierten Rettungskräfte begannen noch vor Ort mit Wiederbelebungsversuchen“

    5.1.2020 – In Gelsenkirchen schlägt der aus der Türkei kommende Mehmet B. mit einem Ast auf ein leeres Polizeiauto ein und soll danach in der Nähe stehende Beamte bedroht haben. Diese eröffnen das Feuer und töten B. mit vier Schüssen. Die erste Sprachregelung der Polizei ist, dass ein Terroranschlag vorlag, doch rudert der Innenminister später auf „psychisch auffälliger Einzeltäter“ zurück. Die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen gegen den Schützen natürlich ein.

    2.11.2019 – Im Hunsrückdorf Hoppstädten-Weiersbach jagt ein größeres Aufgebot Polizei einen Exil-Eritreer, der PassantInnen mit einer Axt bedroht haben soll. Schließlich spüren zwei BeamtInnen den gesuchten „neben einem Geräteschuppen am Boden kauernd“ auf einem Tennisplatz auf und erschießen ihn in seiner, so die das Verfahren gegen den Schützen einstellende Staatsanwaltschaft, „Aufwärtsbewegung“.

    12.1.2019 – In Berlin stirbt ein griechischstämmiger Mann an den Folgen von Polizeimaßnahmen („lagebedingter Erstickungstod”). Er war im vorherigen Dezember im Gefolge eines psychotischen Schubes in einer Bäckerei auffällig geworden. In der Gefangenensammelstelle Tempelhof hatten ihn danach Beamte mit Pfefferspray traktiert und anschließend in Bauchlage fixiert, bis er kollabierte.

    9.2.2016 – In Hamburg stirbt der einen Monat zuvor wegen des Besitzes von 1.65 Gramm Marihuana in Untersuchungshaft genommene Yaya Jabbi. Die Polizei gibt an, er habe sich an der Gardinenstange in seiner Zelle erhängt, das einen Suizid bestätigende Gutachten kommt ausgerechnet von Klaus Püschel, der zuvor die ebenfalls klar rassistisch eingesetzte Brechmittelfolter in Hamburg verantwortet hat.

    13.4.2018 – In Fulda wirft der vor einer Abschiebung nach Afghanistan stehende 19-jährige Matiullah Jabarkhil Steine auf eine Bäckerei, in der seine Bitte um altes Brot rüde zurückgewiesen worden war. Rasch treffen mindestens vier Polizisten ein und verfolgen den fliehenden Jabarkhil. Nach 150 Metern eröffnet ein Polizist das Feuer und tötet Jabarkhil mit zwölf Schüssen. Im Januar und August 2019 stellen Staatsanwaltschaften die Verfahren gegen die Tatbeteiligten ein.

    Und so weiter ad nauseam. Wer noch kann, sollte auf deathincustody.info nachlesen; das spart zwar die polizeilichen Tötungen „zur Gefahrenabwehr“ aus, ist aber trotzdem ziemlich bedrückend.

    Am ersten März nun fand in Mannheim das erstinstanzliche Strafverfahren gegen die beiden Täter im „Fall“ Ante P. ein Ende. Dabei ist allein die Tatsache des Verfahrens eine gewisse Besonderheit, die wohl nur den zahlreichen Videoaufnahmen zu verdanken ist, die PassantInnen am Marktplatz angefertigt und dann auch veröffentlicht haben. Ein vergleichbarer Vorfall nur acht Tage nach der Tötung von Ante P. im Mannheimer Waldhof ohne entsprechendes Material kam nicht mal vor Gericht.

    Dass das Gericht die beiden Angeklagten im aktuellen Prozess im Wesentlichen freigesprochen hat – einer der beiden ist mit 120 Tagessätzen á 50 Euro zwar kurz mal vorbestraft, aber angesichts einer Tötungshandlung darf eine Strafe im unteren Bereich der Urteile beim „Bullenschubsen“ nach §114 StGB als Freispruch gelten[2] –, wird niemand überraschen, der meine kurze Zusammenstellung oben überflogen hat oder anderweitig mit Rechtshilfe zu tun hat. Aber darum geht es mir hier gar nicht, denn als Antiautoritärer bin ich ja froh über jede Strafe, die nicht verhängt wird.

    Nein, es sind mehr die Umstände des Verfahrens, die zornig machen. Das Grundrechtekomitee hat dazu gestern eine Pressemitteilung herausgegeben, die Pflichtlektüre sein sollte für Menschen, die finden, ausgerechnet die eigene Regierung sollte Menschenrechte in aller Welt herbeibomben und -waffenliefern oder durch Export von Repressionstechnologie „befördern“: Katastrophales Urteil in Mannheim - unverhohlener Ableismus und institutionelle Nähe von Strafjustiz und Polizei.

    Wer es etwas genauer wissen will, sei auf den ebenfalls höchst aufschlussreichen Prozessbericht der Initiative 2. Mai verwiesen, den ich hier spiegele; es wäre wirklich schade, wenn er durch z.B. Bitrot auf seiner Quellseite aus dem Internet verschwände.

    [1]Als Schwabo bezeichne(te)n viele BewohnerInnen Jugoslawiens „die Deutschen“; weil ich immer noch schlechtes Gewissen habe, dass ich meiner Regierung Anfang der 1990er nicht genug Widerstand entgegengesetzt habe, als sie Jugoslawien in Mord und Totschlag stürzte, nehme ich ihr Wort gerne, um das Konzept zu bezeichnen, das andernorts (aus meiner Sicht weniger glücklich) „Biodeutsch“ oder „Kartoffel“ heißt.
    [2]Zum Vergleich: Wegen trivialster Verstöße gegen Auflagen (im Wesentlichen „Mütze zur Corona-Maske getragen“) bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt kurz nach der, nun, Polizeimaßnahme am 2.5.2022 hat ein Gericht 50 Tagessätze verhängt.
  • Von der größten Demo in Heidelberg seit Jahrzehnten und der autoritären Versuchung

    Jemand hält eine mit Edding handbeschriebene Pappe for dem Körper: „Wer von der AfD redet, darf von Kretschamann nicht schweigen/Abschiebestopp jetzt!“

    Bei der größten Demo in Heidelberg seit Menschengedenken wollte ich mit „Abschiebestopp jetzt!“ daran erinnern, dass wir ja bereits ein großes Deportationsprogramm am Laufen haben. Auch ein grüner Ministerpräsidente lässt zum Beispiel über Baden-Baden Roma ins Kosovo deportieren (wogegen sich dann und wann Protest regt; siehe auch Grüne Positionen in der Opposition).

    Eigentlich meide ich Demonstrationen, die sich recht offen an die Seite aktueller oder historischer Obrigkeiten stellen. Das gilt um so mehr, wenn die fragliche Obrigkeit praktisch gleichzeitig zu den Demos de facto faschistoide Gesetze (das Grundrechtekomitee dazu) verabschiedet. Allzu schnell kommt mensch dabei in die Grauzone zur Huldigung oder gar zum Aufmarsch.

    Gestern aber habe ich trotz dieser Bauchschmerzen an der wirklich beeindruckend großen Anti-AfD-Demo in Heidelberg teilgenommen. Solange es glaubhaft auch gegen „Remigration“ – besser bekannt unter dem konventionellen Namen Abschiebungen – geht, kann ich unter dem imaginierten Blick der Nachwelt nicht daheimbleiben.

    Und es ist ja wirklich großartig, dass da geschätzt 18'000 Menschen auf der Straße waren. Die letzte Demo zu dem Thema – genauer zum entsetzlichen Gemeinsamen Europäischen Abschiebesystem[1] GEAS – in Heidelberg im November war ja leider eher weniger gut besucht:

    In etwa 100 Menschen in einer breiten Reihe vor der Heidelberger Stadtbücherei.

    Außerdem stellt sich in aller Regel auch bei regierungsfreundlichen Demonstrationen heraus, dass sich dort erstaunlich viele Menschen guten Willens sammeln. So war das auch gestern. Es gab viel Zuspruch für meine eingestandenermaßen möglicherweise leicht spalterische Botschaft. Allerdings war von den Regierungsparteien in Baden-Wüttemberg in der Demo auch nicht viel zu sehen.

    Verbote fürs Gute?

    Auch der gute Wille ändert aber nichts daran, dass ausgerechnet auf einer (letzlich) Antifa-Demo die autoritäre Versuchung breit zu spüren war. Manches „Nazis raus“ mag augenzwinkernd gerufen worden sein und im Bewusstsein, dass es wirklich fies wäre, wem anders die deutschen FaschistInnen überzuhelfen, zumal ja die meisten „anderen“ inzwischen schon genug eigene FaschistInnen haben.

    Mein Eindruck war aber, dass doch eine breite Mehrheit der Demonstrierenden ein Verbot der AfD befürwortete. Die Frage vorerst beiseite, ob das irgendeine positive Wirkung hätte: Es ist eben selbst schon autoritär, wenn rechte Gesinnung ausgerechnet über Verbote, Strafen, Zwang, und klar, durch die Obrigkeit geheilt werden soll. Ich habe versucht, das auf der Rückseite meiner Pappe auszudrücken:

    Eine Person hält vor dem Hintergrund einer Demo eine Pappe: „Faschist:innen verbieten ist wie Schnaps gegen Suff“.

    Ich habe mich mit meiner Nachricht, dass Verbote gegen Faschismus stark nach einer Schnapskur für Alkoholkranke klingen, ziemlich zurückgehalten. Mag sein, dass mich dabei übermäßiges Harmoniebedürfnis zurückhielt.

    Ich will keinesfalls ausschließen, dass der Zweck im Einzelfall mal Mittel heiligen mag. Insofern ist es schon statthaft, darüber nachzudenken, ob mensch nicht doch etwas verbieten möchte, wenn die Machtverhältnisse das zulassen. In diesem Fall mag es sogar (aber nur kurz) erlaubt sein, im Hinblick auf den Zweck voll aufzudrehen und in gefährliche Nähe einer Shoah-Relativierung zu gehen. Aber hätte ein Parteiverbot der NSDAP die Shoah verhindert?

    Nation, Volk, Konkurrenz, Hierarchie, Militär: Problem

    Ich bin so gut wie sicher, dass das nicht der Fall gewesen wäre, um so weniger, als zwischen 1922 und 1925 die NSDAP (in leicht wechselnden Varianten) verboten war. Anfang der 1930er jedenfalls hätten Hindenburg, Schleicher und Co gewiss alternative Wege zur Machtübergabe gefunden – oder es hätte halt einen Putsch gegeben.

    Aber hypothetisch die Eignung von Verboten zur Abwendung faschistischer Verhältnisse unterstellt, würde es im Hinblick auf die Verhältnismäßigkeit an der Notwendigkeit fehlen. Für die Verhinderung der Shoah hätte dann bereits gereicht, dass der ganz „normale“ Reichspräsident Hindenburg die NS-Regierung nicht ernannt hätte („milderes Mittel“); er hätte reichlich alternative Wege gehabt. Es hätte vermutlich immer noch gereicht, wenn die Vorgängerorganisationen von CDU, FDP und AfD (letztere wäre im Augenblick bei mir noch die DNVP) Gewaltenteilung und Rechtsstaat nicht mit voller Absicht abgewickelt hätten. Es sind Einsichten wie diese, die die autoritäre Rede von der „wehrhaften Demokratie“ bei ihrer Erfindung verhindern sollte.

    Natürlich wussten Hindenburg und die ihn unterstützende informelle Koalition recht genau, was sie da taten. Sie waren nur selbst von der Verehrung für Nation, Volk, Konkurrenz, Hierarchie, Militär und nicht zu vergessen Antikommunismus durchdrungen. Inhaltlich lagen sie auf einer Linie mit der NSDAP, auch wenn ich gerne glaube, dass viele von ihnen die Methoden des NS-Apparats (also damals vor allem der SA) nicht schätzten. Ich gebe ihnen sogar, dass nennenswert viele von ihnen jedenfalls anfangs weder mit den Verhältnissen in den frühen Konzentrationslagern einverstanden waren noch mit dem Massenmord in Auschwitz, Treblinka und Co oder seinem Vorgänger etwa in Grafeneck oder Hadamar (Beleg).

    Von Nazi-Gewehren und Antifa-Pfefferspray

    Auch Menschen, die meine Einschützung teilen, ein Verbot bewirke allenfalls ein tieferes Einsinken in den autoritären Morast, mögen einwenden: „Aber irgendwas muss man doch machen!“ Ich würde dem „irgendwas“ darin heftig widersprechen. Wenn dieses „irgendwas“ nämlich autoritärer Grundrechtsabbau ist, ist es allemal besser, nichts zu tun. Grundrechte, die weg sind, sind sehr schwer wiederzubekommen, ganz zu schweigen davon, dass Maßnahmen „gegen rechts“ erfahrungsgemäß wenig später mit zehnfacher Wucht nach links durchschlagen.

    Ein schönes Beispiel dazu ist, dass die Behörden in den letzten zwei Jahren jede Menge kleiner Waffenscheine von Menschen aberkannt haben, die sie für Antifas hielten. In den mir bekannten Fällen ging es dabei darum, legal Pfefferspray zur Abwehr von Naziübergriffen mitnehmen zu können. Die ganze Aktion lief in direktem Fallout der rechten Schießerei von Georgensgemünd und der folgenden Verschärfung des Waffenrechts unter der Flagge einer klaren Kante gegen Rechts.

    Dabei würde ich noch nicht mal dem (letztlich ohnehin eher zwecklosen) Pfefferspray nachweinen, aber im Nebeneffekt entstanden zumindest gelegentlich, vielleicht sogar grundsätzlich, Einträge in der PIAV-Tabelle zu Waffen- und Sprengstoffkriminalität. Wenn die vielleicht bei einem Grenzübertritt oder im Rahmen der ja für die fremde Polizei häufig überhaupt nicht kontextualisierbaren Prüm-Transfers auftauchen, kann das bei einem Polizeikontakt den Unterschied machen zwischen einem „Guten Tag, der Herr“ und einem „das SEK knallt dich auf die nächstbeste Motorhaube“.

    Wie baue ich mir Untertanen?

    So versuchend der autoritäre Weg des Verbots sein mag: Nach solchen Überlegungen scheint es mir aussichtsreicher, zunächst so tiefschürfend wie möglich die Frage zu beackern, was eigentlich die Ursachen sind für den fast globalen Trend zur autoritären bis durchgeknallten Zivilreligion von Nation, Volk, Konkurrenz, Hierarchie, Militär – bei hinreichend konsequenter Umsetzung also zum Faschismus.

    Dazu haben, ja, schon viele Menschen sehr viel geschrieben, zumeist mit Betrachtungen über erodierende Mittelschichten, Männer (bzw. moderner Baby-Boomer) mit Bedeutungsverlust, dem Abendland an und für sich (in schlechtester Tradition), imaginierten Identitätsverlusten usf. Das ist jedenfalls teilweise bestimmt nicht falsch. Als unbelehrbarer Antiautoritärer (und zumal Klaus Theweleit leider Fußballfan geworden ist) möchte ich aber dafür werben, etwas allgemeiner über Herrschaft nachzudenken, also darüber, wie Obrigkeiten es eigentlich schaffen, ihre Untertanen zur Unterordnung zu bringen.

    Die halbe Politologie stellt diese Frage, wenn auch häufig mit aus meiner Sicht ethisch fragwürdiger Betonung: „wie schaffen wir das?“ statt „wie schaffen die das?“. Auch zur Einordnung solcher Arbeiten fand ich meine Variante der Klassifikationen von Herrschaftstechniken eigentlich immer recht nützlich. Danach kann eine Obrigkeit setzen auf:

    • göttliche Bestimmung oder eventuell besondere Brillianz („du gehorchst, weil du dazu bestimmt bist“)
    • Angst vor der Obrigkeit („du gehorchst, weil ich dir sonst wehtue“)
    • Wohlstandsversprechen („du gehorchst, weil es dann dir oder spätestens deinen Kindern dann besser geht“)
    • Angst vor der Nicht-Obrigkeit („du gehorchst, weil ansonsten [Wölfe | Japaner | Chinesen | Russen | Griechen | Clans | Arme | Kinderschänder] kommen und dich [fressen | ausnehmen | beherrschen]”).

    In realen Machtverhältnissen mischen sich natürlich die einzelnen Techniken in verschiedenen Verhältnissen, die zudem durchweg stark abhängen davon, welche Untergruppe der Untertanen gerade adressiert wird: Höheren Klassen wird mensch als guter Herrscher eher etwas versprechen, niedrigen Klassen oder leicht rassifizierbaren Gruppen eher mit Schmerz und Pein drohen. Welche Mixtur dominiert und wie sehr sie gleichmäßig über die Untertanenschaft ausgebracht wird, bestimmt ganz wesentlich, wie so eine Gesellschaft funktioniert und wie angenehm Menschen in ihr leben können.

    Lasst mich deshalb die vier Szenarien etwas ausführlicher betrachten, bevor ich wieder auf den Zusammenhang mit der AfD komme.

    Göttliche Bestimmung

    Ich fand die These, Religion sei als Mittel erfunden worden, Machtausübung zu legitimieren, schon immer attraktiv. Empirisch hat das augenscheinlich prima funktioniert, etwa bei all den FürstInnen „von Gottes Gnaden“, dem göttlichen Kaiserhaus (das ist das IHDD auf allen möglichen römischen Inschriften) oder auch bei den (fast) frühesten schriftlichen Überlieferungen von Herrschaft überhaupt, dem Codex Hammurapi, dessen einschlägigen Inhalt einE Wikipedia-AutorIn so wiedergibt:

    [Es] wird zunächst erklärt, dass der babylonische Stadtgott Marduk durch Anu und Enlil, die höchsten Götter des sumerisch-akkadischen Pantheons, zur Herrschaft über die Menschheit berufen worden sei. Dementsprechend sei Babylon als seine Stadt auch zum Zentrum der Welt bestimmt worden. Damit eine gerechte Ordnung im Land bestehe, Übeltäter und Unterdrückung von Schwachen ein Ende fänden und es den Menschen gut gehe, sei dann Hammurapi zur Königsherrschaft über die Menschen erwählt worden.

    Bemerkenswert daran ist bereits, dass schon in dieser ganz frühen Fassung der Claim göttlicher Bestimmung wohl doch nicht als ausreichend empfunden wurde, denn sonst hätte Hammurapi kaum noch verweisen lassen auf „Menschen gut gehe“ (Wohlstandsversprechen) und die „Übeltäter“ (Angst vor der Nicht-Obrigkeit).

    Andererseits lässt die moderne Verehrung für <hust> Führungsfiguren zwischen (aktuell) Franz Beckenbauer, (etwa genauso aktuell) Elon Musk oder (seit gefühlt schon immer) Lady Di …

  • Pop-up Rad- und Fußweg auf der Mittermaierstraße

    Eine städtische Straße mit Wohnhäusern an einer Seite, eine vierspurige Straße mit wenig Verkehr.  Eine Spur ist mit Baustellenbaken abgesperrt, einE RadlerIn steht darauf.  Im Vordergrund ein Plakat: „Radweg andere Straßenseite benutzen“ und wenig dahinter „Pop-up Gehweg“.

    Aktion in der Heidelberger Mittermaierstraße heute: eine von vier Autospuren hat bis 15 Uhr einen besseren Verwendungszweck. Großes Lob an die Radentscheid-Ini, die hier für einen Moment den Blick in eine bessere Zukunft eröffnet.

    Zu den unangenehmsten Ecken im Heidelberger Verkehrsnetz gehört seit vielen Jahren die Mittermaierstraße. Auf ihr fahren Menschen vom Bahnhof und den südlichen Stadtteilen zum Uni-Campus im Neuenheimer Feld sowie in die nördlichen Stadtteile – und umgekehrt. Sie ist, seit ich in Heidelberg wohne, eine vierspurige Autostraße mit schmalen Randbereichen, die sich die ungepanzerten Menschen mal besser und mal schlechter teilen.

    1995: Verriss mit kategorischem Imperativ

    Das hat für die Autos nie gut funktioniert, aber noch weit schlechter für die Menschen. Schon 1995 habe ich in Nummer 104 des Studi-Blattes UNiMUT einen Verriss einer dämlichen Werbekampagne der Stadt veröffentlicht und die Mittermaierstraße als Leitsymptom für den ganzen Mist™ identifiziert:

    Wer sich Radwege hier anschaut, wird merken, daß ihr Ziel nicht ist, das Radfahren sicherer zu machen. Es geht nur darum, den Autos freie Fahrt und möglichst viel Platz zu verschaffen. Wenn für Fußgänger und Radverkehr in zwei Richtungen etwa ein Meter von einer fünfzehn Meter breiten Straße übrigbleiben (prototypisch Mittermaierstraße), darf sich wohl keineR mehr wundern über Konflikte und die Tatsache, daß auf Radwegen mehr Unfälle passieren als auf der Straße.

    Ich mag den Artikel übrigens bis heute, weil er einen – wenn ich das selbst so sagen darf und bis auf die Orthographie – immer noch hochaktuellen kategorischen Imperativ des Verkehrs formuliert:

    Fahre so, daß die Maxime deines Fahrens Grundlage für einen ampelfreien Verkehr sein könnte.

    1997: Kein Versammlungsrecht in der Mittermaierstraße

    Die Mittermaierstraße hat auch für die Versammlungsfreiheit nicht funktioniert. Zur Mobil-ohne-Auto-Woche im Jahr 1997 wollte zum Beispiel ein munteres Fahrradbündnis auf dem damals noch einseitigen (in Richtung Neckar) Radweg für eine Stunde Protest-Minigolf spielen – in dessen Belag waren Löcher, die dafür prima geeignet gewesen wären. Leider hat die Versammlungsbehörde das untersagt und behauptete zur Begründung, die dafür notwendige Sperrung einer von zwei Richtungsfahrbahnen (irgendwo hätten ja die RadlerInnen hingemusst) für zu gefährlich zu halten.

    Ich hatte damals vom Verwaltungsgericht Karlsruhe einstweiligen Rechtsschutz gegen diese mutmaßlich nicht allzu ehrliche Einschätzung erhofft. Doch wollte Gericht lieber nichts zum Verhältnis von Versammlungsfreiheit und Geradeausfahren sagen und hat sich darauf zurückgezogen, ich hätte nicht hinreichend dargelegt, dass für die Aktion bereits breit mobilisiert worden sei. Nun: das ist Lehrgeld für laienhaften Umgang mit dem Verwaltungsrecht. Wie im Zivilrecht üblich, ist es auch da nicht Job des Gerichts, die Wahrheit zu ermitteln; es soll nur die Argumente der beiden Seiten abwägen.

    Immerhin ist ein Jahr darauf auch Richtung Bahnhof ein Radweg an der Mittermaierstraße eingerichtet worden – oder jedenfalls ein handtuchbreites Stück Bürgersteig, um das sich FußgängerInnen und Radfahrende seitdem streiten dürfen, während die Autos vierspurig vorbeitosen.

    Besonders ätzend: leider ist das Kreuzen der Fahrbahn selbst auf der Neuenheimer Seite so grässlich, dass nennenswert viele RadlerInnen auf der linken Seite Richtung Neckar fahren, um die doppelte Querung der Straße zu vermeiden.

    Wenn eineR von denen das hier liest: bitte tut das nicht, es ist höchst nervig und, so, wie der Bürgersteig da nun mal aussieht, echt halsbrecherisch. Kämpft lieber dafür, dass der Bürgersteig am nördlichen Brückenkopf der Walzbrücke abgesenkt wird und RadlerInnen mit dem Autoverkehr ins Feld einbiegen können. Mit einem Tempo 30 auf der Walzbrücke wäre das viel weniger nervenzerfetzend als die Rallye gegen den Strom.

    2017: Sackgefährlich, aber nicht gefährlich genug für Tempo 30

    2013 zählte die Stadt auf der Straße zur (dort wirklich apokalyptischen) Rush Hour 1900 Autos pro Stunde, für 2017 vermutet sie, dass die Autofahrenden die 2000er-Marke gerissen hatten. Ich merke kurz an, dass die rund 2000 Passagiere, die damit bewegt werden, einem gut ausgelasteten ICE entsprechen oder einer nicht unmenschlich vollen Straßenbahn alle drei Minuten (ein moderner Niederflurwagen hat 84 Sitzplätze und ist ausgelegt für bis zu 240 Sardinen). Um das in Relation zu setzen zum aktuellen Tosen, stellt euch jetzt ein Za-Bimmel vor (das war eine Straßenbahn). Dann zählt bis 180. Und dann erst käme das nächste Za-Bimmel.

    Die Verkehrszahlen kommen aus der Drucksache 0017/2017/IV der Stadt Heidelberg, in der sich das Amt für Verkehrsmanagement herauszufaseln versucht aus der an sich klaren Reparatur des Problems, nämlich einer gerechteren Verteilung des Verkehrsraums, besser bekannt als Fahrradstreifen, oder noch besser einer gemeinsam langsamer genutzten Straße. Dabei zeigt sich, dass die Mittermaierstraße auch für stringente Argumentation nicht funktioniert, denn einerseits führt das Papier aus:

    Nach der VwV zu §2 Absatz 4 StVO sollen benutzungspflichtige baulich angelegte Radwege möglichst 2,00 m und mindestens 1,50 m breit sein. Die Breiten der Radwege in der Mittermaierstraße erreichen das Mindestmaß nur abschnittsweise[1] […] Aufgrund der Bedeutung der Route wurde die nicht regelkonforme Radverkehrsanlage bisher beibehalten.

    Die Verwaltung hat in Abstimmung mit der Verkehrspolizei geprüft, ob die Pflicht zur Benutzung der Radwege in der Mittermaierstraße aufgehoben werden kann bzw. muss. Aufgrund der besonderen Gefahrenlage wurde [davon] aber abgesehen.

    Warum eine bedeutende Route das geltende Recht eher verletzen darf als eine unbedeutende, bleibt wenigstens mir dabei unklar, aber von der städtischen Darlegung festzuhalten bleibt (tonlose Drohstimme): Es ist da sackgefährlich.

    Das gilt aber nur bis zum nächsten Abschnitt der Drucksache, in dem die Stadt prüft, ob mensch die Lage nicht wenigstens mit einer geeigneten Geschwindigkeitsbegrenzung entspannen könnte. Das klingt dann so:

    [Nach diversen Gesetzen, Erlassen und Richtlinien kommt] eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h nur in Betracht, wenn konkrete Gefährdungen vorhanden sind. Dies kann der Fall sein, wenn deutliche Abweichungen gegenüber bestimmter Regelgrößen bei Fahrbahnbreite, Gehwegbreite, Längs- und Quergefälle der Fahrbahn, Sichtweiten und dergleichen vorliegen. Dies ist im gesamten Verlauf der Mittermaierstraße nicht der Fall.

    Keine weiteren Fragen an die Behörde.

    2023: Ein Moment der Entspannung

    Nochmal sechs Jahre später hat jetzt die Radentscheid-Initiative in Heidelberg den Fahrrad-Schutzstreifen probieren dürfen. Jedenfalls am frühen Nachmittag wirkt das ziemlich entspannt (siehe das Foto oben). Ich möchte das schon gerne auf Dauer haben, wenn ich zum Bahnhof radele.

    So eine Maßnahme könnte sogar ein Beitrag sein, das weitere Wachstum des Autoverkehrs endlich umzukehren. Darum führt sowieso kein Weg herum. Früher oder später werden wir den Irrweg Auto verlassen. Die Frage ist allein, wie viel wir vorher noch genervt werden.

    Lasst mich zum Abschluss einen besonders netten Twist der ganzen Sache erwähnen: die Radentscheid-Ini hat auf eine tiefe Wahrheit hingewiesen, indem sie die Aktion (durchaus zutreffend) als Pop-up-Fußweg deklariert hat. In ihrem Aufruf heißt es:

    Für Menschen, die auf der Mittermaierstraße zu Fuß in Richtung Hauptbahnhof gehen, sind die Gegebenheiten unannehmbar. Zu Fuß gehen ist hier nicht vorgesehen. Im Gänsemarsch geht es aufgereiht hintereinander her. Wer nebeneinander gehen, eine entgegenkommende Person passieren oder auch nur einen Rollkoffer mitführen möchte, muss notgedrungen auf den schmalen Radweg ausweichen

    Das Tosen der Autos sorgt auch fast 30 Jahre nach meinem UNiMUT-Artikel immer noch für ganz einfach vermeidbare Konflikte. Zeit, das zu ändern.

    Nachtrag (2023-12-23)

    Inzwischen gibt es eine längere Auswertung des Radentscheids zu der Aktion.

    [1]Den Euphemismus „nur abschnittsweise“ für „so richtig gar nicht“ muss ich mir merken.
  • Antimonarchistische Aktion: In Zukunft „Baiern“ sagen

    Nach Maßstäben eines entschiedenen Antimonarchisten konnte ich bisher relativ viel anfangen mit König Ludwig I von Bayern – immerhin hat er dem Land eine (wenn auch ziemlich lausige) Verfassung gegeben.

    Vor allem jedoch hat er in meiner bisherigen Erzählung im Jahr 1848 für eine leidenschaftliche Affäre mit einer recht resoluten Tänzerin („Lola Montez“, die „Ohrfeigen verteilte und eine Pistole zog“) seine Krone weggeworfen. Das hat selbstverständlich der Freiheit seiner Untertanen nicht viel geholfen – keine Überraschung: „Es rettet uns kein höhres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun“ –, aber in diesem Film war es eine wirklich große und stilvolle Geste.

    Ernüchterung in der Ausstellung

    Meine Ludwig-Toleranz hat etwas abgenommen, seit ich vorgestern mit meinem Museumspass die Ausstellung über Ludwig I im historischen Museum der Pfalz[1] in Speier angesehen habe. Ein Minuspunkt dabei war die Kiste, nach der Baiern (und auch Speier) mit y zu schreiben sei. In den Worten Ludwigs:

    Faksimile einer in einer etwas krakeligen und unleserlichen Schrift verfassten Note.

    Der Grund fürs y in Baiern: „Ich will ferner, daß wo der Name Bayern vorzukommen hat, er wie es eben von mir geschah geschrieben werde, nämlich mit einem y statt i – 20. Oktober 1825 Ludwig.”

    Nicht, dass ich etwas gegen kreativen Umgang mit Sprache hätte oder gegen radikale Eingriffe in die Orthografie, im Gegenteil: Würde Ludwig das heute schreiben, wäre ich der erste, der ihn wegen seines „daß“ reaktionärer Tendenzen verdächtigen würde.

    Politische Rechtschreibung

    Die Konfusionierung der Orthografie durch willkürliche Abweichungen vom Lautprinzip jedoch ist schon für sich blöd. So richtig blöd wird sie dann, wenn sie aus kreuzdummen Gründen passiert. Und das ist nicht nur beim „Thron“ der Fall, sondern unzweifelhaft auch hier: Ludwig I begeisterte sich damals nämlich für das sinnlose Gemetzel des griechischen „Freiheitskriegs“, den ich am Ende meines Chios-Posts wie folgt eingeordnet habe:

    Aus heutiger Sicht wird wahrscheinlich niemand bestreiten, dass das alles Quatsch war. Für die Griechen bestand ihre „Freiheit“ aus einem bayrischen König, der „Griechenland“ zwar exzessiv „liebte“, 1862 aber von einem britischen Schiff evakuiert werden musste, weil seine Machtbasis komplett erodiert war und schon wieder Aufstand herrschte. Sein letzter Nachfolger schließlich ging 1968 unter, als er selbst einen Militärputsch plante, ihm andere Militärs aber zuvorkamen.

    Die sinnlosen Ypsilons des ersten Ludwig Wittelsbach nun sollten eine Art „stand with Greece“ ausdrücken, ein wenig wie Lord Byrons Märtyrertod in gleicher Sache, nur etwas weniger tödlich und vielleicht einen Hauch weniger albern. Letzteres ist einzuräumen, war doch des Königs Begeisterung für diese Sorte Freiheit aus seiner Sicht sogar verständlich. Dies jedenfalls in der Rückschau, denn Ludwig konnte im Endspiel um die Macht in Griechenland einen seiner Söhne als griechischen König installieren (wenn auch vor allem, weil sich die Großmächte erster Klasse beim Aufteilen des osmanischen Kadavers gegenseitig blockiert haben).

    Um welche Sorte Freiheit es dabei ging, mag auch hervorgehen aus der Tatsache, dass Ludwig wenige Jahre nach seinem y-Stunt die 1832 in Hambach (sein Territorium, und er hat seinen Altersruhesitz auch gleich in der Nachbarschaft errichten lassen) feiernden NationalistInnen mit Feuer und Schwert verfolgen ließ und bei der daraufhin etablierten Zentralbehörde für politische Untersuchungen fleißig mitspielte.

    Klar: in Zeiten des zweiten Krimkriegs können wir kaum mit Steinen werfen, wenn Freiheitsgetöse aus HerrrscherInnenmund zusammengeht mit Waffenhandel, Patriotismus, Heldenkult, unfähigen Statthaltern, und natürlich Aufrüstung sowie Grundrechtsabbau im eigenen Land. Aber deswegen müssen wir noch lange nicht patriotisch-pathetischen, romantisch-verlogenen Unfug in alle Ewigkeit weitermachen.

    Lasst uns deshalb einen kleinen Teil der nächsten Rechtschreibreform vorwegnehmen und „Speier“ und „Baiern“ schreiben. Zwei Fallen weniger in der verrückten deutschen Orthografie!

    Ludwig liebt Lyrik

    Was habe ich noch gelernt über den ersten Ludwig Wittelsbach? Nun, vor allem, dass sich seine Lyrik zumindest von der der Vogonen positiv abhebt. Die Ausstellung illustriert das nicht ohne etwas feine Ironie so:

    Spot-erleuchtete Buchstaben an der Wand: „Die Nonne in Himmelsforten“ von Ludwig I: „Ach! Die Zelle/Wird zu Hölle/Wenn das Herz erglüht/Wer in Mauern muss vertrauern/Wenn die Liebe blüht“

    Heinrich Heine, treffsicher wie immer, konterte das mit:

    Herr Ludwig ist ein großer Poet,
    Und singt er, so stürzt Apollo
    Vor ihm auf die Kniee und bittet und fleht:
    Halt ein, ich werde sonst toll, o!

    Außerdem verliert meine Version des Mit-Lola-Montez-Durchbrennens etwas an Überzeugungskraft, wenn die Ausstellung seinen Rücktritt eher darstellt als beleidigten Rückzug, weil ihm der revolutionäre Pöbel von 1848 schlicht immer mehr konstitutionelle Fesseln anlegen wollte. Ich muss den KuratorInnen zugestehen, dass ihre Version glaubhafter ist als meine, die irgendwo zwischen Roman Holiday und Robin Hood zu liegen kommt. Aber natürlich ist sie wirklich nicht dazu angetan, mein antiautoritäres Herz zu bewegen.

    Nicht ganz erwartet hatte ich die Dichte von Bezügen auf Heidelberg im Leben von Ludwig I; so verbrachte er Teile seiner Jugend im heutigen Heidelberger Stadtteil Rohrbach. Wie viele biographische Details führt die Ausstellung das durch recht nett zusammenfingierte königliche Tagebücher zum Selbstblättern ein. Der Band zu Kindheit und Jugend Ludwigs legt ihm neben Träumen von Rohrbach auch revanchistische Gefühle im Hinblick auf die rechtsrheinische Pfalz – ein ehemals bairisches Territorium, mit dem Napoleon in Ludwigs Jugend den Markgraf von Baden entlohnt hatte – in den Mund („an Baden verloren“). Irgendwann muss ich mal mehr recherchieren über alte Feindschaften zwischen (den Herrschern von) Altbayern und Baden.

    Auch kaufte Ludwig W. 1827 die Kunstsammlung der Gebrüder Boisserée, die diese in der späteren Heidelberger Gestapo-Zentrale (und dem heutigen germanistischen Seminar) zusammengetragen hatten, und schuf so den Grundstock der alten Pinakothek in München.

    In einem Schritt ins 20. Jahrhundert

    Weiter hat er das „Ludwig“ zum Namen „Ludwigshafen“ von Heidelbergs schmutziger – größtes Chemiewerk Europas – Schwester im Rhein-Neckar-Raum beigesteuert; vorher hieß der Ort „Rheinschanze“ und war eine Art Mannheimer Brückenkopf am Westufer des Rheins. Allerdings gehörten zu der Zeit beide Ufer auch noch dem gleichen Herrn, eben dem Pfalzgraf bei Rhein, als dessen Erbe Ludwig sich verstand.

    Und, etwas entfernter von sowohl von Ludwig I als auch von Heidelberg: Das historische Museum der Pfalz in Speier selbst verdankt seine Existenz einem Sohn Ludwigs, nämlich dem „Prinzregenten“ Luitpold, der regierte, weil nach dem spektakulären Abgang von Ludwigs Enkel Ludwig II (der mit Neuschwanstein und dem fatalen Bad im Chiemsee) in der Thronfolge ein weiterer Otto Wittelsbach (nicht der, den die Royal Navy aus Griechenland evakuiert hat) dran gewesen wäre. Otto W. allerdings war aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 geistig ziemlich derangiert zurückgekommen (was ihn ehrt) und konnte daher zwar König sein, aber dennoch nicht regieren.

    Tatsächlich wird der Initiative des Ludwig-Sohns seit jeher auf dem Haus gedacht; es ist mir nur vorgestern zum ersten Mal richtig aufgefallen:

    Teil-Außenansicht des historischen Museums; auf einer Sandsteinmauer hängt eine Werbefahne für die Ludwig-Ausstellung, links daneben in Gold in die Wand eingelegt: „Regnante Luitpoldo Princ Reg Bav Exstructum AºMDCDVIII”

    Die Jahreszahl 1908 auf der Bauinschrift ist übrigens kein Scherz. Ludwigs Gattin Therese von Sachsen-Hildburghausen (die von der Oktoberfestwiese) hat Luitpold zwar schon 1821 zur Welt gebracht, dieser konnte aber tatsächlich 1908 noch Richtfest in Speier feiern. Er starb erst 1912 – eigentlich erstaunlich für ein Kind des Königs, der gerade so nicht mit Lola Montez durchgebrannt ist.

  • Zum Antikriegstag: Von Aretha Franklin zu antipatriotischen Gedanken

    Ein Gazebo mit einem Transparent dran: „Internationaler Antikriegstag 1. September 2001.  Wir bleiben dabei: Nein zum Krieg“, dahinter eine Fußgängerzonenszene.

    Als PazifistIn kommt mensch aus dem Told-you-so-Sagen gar nicht mehr raus: Kaum zwei Wochen nach der überschaubaren Heidelberger Kundgebung zum Antikriegstag 2001 – heute vor 22 Jahren – erklärten weltweit viele Herrschende den „Krieg gegen den Terror“. Ich denke, niemand wird bestreiten, dass die Welt jetzt viel besser wäre, wenn sie das gelassen hätten.

    Im Deutschlandfunk-Kalenderblatt vom 16. August 2023 erinnerte Andrea Klasen an den zehnten Todestag von Aretha Franklin. Im Beitrag heißt es:

    Aretha Franklins Weg zum Ruhm ist steinig. Sie wird im März 1942 in Memphis, Tennessee, geboren, hinein in ein Elternhaus voller Musik.

    Als Klasen gegen Ende sagte:

    Am sechzehnten August 2018 stirbt die Soul-Diva mit 76 Jahren in ihrer Heimatstadt Detroit.

    habe ich zuerst gedacht: „Holla, aber es hieß doch am Anfang, Franklin sei in Memphis geboren worden? Hat Klasen nicht aufgepasst?“

    Dann aber kam mir, dass der Text vielleicht eine fortschrittlichere Interpretation des ja wahrlich bestenfalls grenzwertigen Begriffs „Heimat“ anwenden wollte, namentlich weniger Blut und Boden, Eltern und Geburtsort, stattdessen mehr „Wo gefällt es dir eigentlich und wo wohnst du?“

    Das wäre ein sehr erheblicher Fortschritt gegenüber der Sorte von Heimat, die beispielsweise im Namen der (zum Glück stark sklerotischen) Verbände der „Heimatvertriebenen“ lauert. Die dort gewählte Interpretation führt(e) zum Glauben, der Geburtsort lege fest, wo allein auf der Welt ein Mensch glücklich werden könnte, weshalb er oder sie auch dringend Anspruch darauf hat, dort Grund besitzen zu können. Für die „Heimatvertriebenen“ kam dazu, dass die Leute, die seit den jeweiligen Befreiungen der diversen „Heimaten“ von der deutschen Herrschaft dort wohnten, ihnen, also den Rückkehrenden, gefälligst hätten weichen sollen.

    Tja: Leider habe ich Klasens Intention wohl überinterpretiert. Auf meine Frage nämlich, was Franklin wohl in die post-autoindustrielle Wüste Detroit gezogen haben könnte, antwortet die Wikipedia, dass bereits ihre Eltern dorthin gezogen waren, und zwar als es noch eine autoindustrielle Wüste war. So lässt sich aus dem Beitrag eher kein entspannteres Konzept von Heimat belegen.

    Aber natürlich auch nicht sein Gegenteil, zumal ein identitätsreduzierter Heimatbegriff keineswegs neu ist: „Ubi bene ibi patria“, meine Heimat ist, wo immer es mir gut geht, war schon im republikanischen Rom eine Parole gegen auch damals grassierendes Blu-Bo-Säbelrasseln. 1848 drehten Marx und Engels die heimatfeindliche Aufklärung etwas weiter, als sie im Kommunistischen Manifest schrieben: „Die Arbeiter haben kein Vaterland“.

    Nach weiteren 170 Jahren, in denen sich Menschen abgemetzelt haben, weil irgendwelche Grobiane ihnen erzählt haben, sie müssten irgendwelche Heimaten oder Vaterländer „verteidigen” (realistisch: in Schutt und Asche legen), möchte ich zum heutigen Antikriegstag eine Fusion vorschlagen. In Küchenlatein wäre das „ubi patria ibi stupor“, in zeitgenössischem Deutsch Vaterland ist für Deppen.

    Ich habe versucht, diesen entschlossenen FriedensdemonstrantInnen bei der Heidelberger Antikriegstag-Kundgebung 2023 meinen neuen Spruch nahezubringen:

    Ein gutes Dutzend Playmobil-Figuren mit Pace-Fahnen in den Händen.

    Ich hatte keinen Erfolg. Was sind eigentlich die aktuellen PISA-Ergebnisse für Latein? Bestimmt ganz schlimm!

  • Wenn Gewalt doch mal hätte helfen können

    Als vor ein paar Tagen der französische Fußballspieler Kylian Mbappé angesichts der jüngsten Riots in Frankreich forderte, die „Zeit der Gewalt muss enden“ – und schon gleich, als Jakob Augstein bereits 2014 etwas Ahnliches zum großmächtigen Ringen über die Kontrolle der Ukraine sagte –, konnte ich dem zustimmen. Es ist, in meinen Worten, nicht immer einfach, aber immer weise, der autoritären Versuchung zu widerstehen, auch und gerade, wenn mensch wie die Leute aus der Banlieue eigentlich gar nicht die Machtmittel hat, ihr nachzugeben.

    Allein: Manchmal könnte ich doch schwach werden und mich auf eine Erwägung einlassen, wie es so wäre mit einem verhältnismäßigen Einsatz von Gewalt. So etwa gestern, als ich das Deutschlandfunk-Kalenderblatt vom 4.6.2023 hörte. Es erinnerte an eine strenge Regulierung von Hutnadeln im Jahr 1913, in diesem Fall in Seattle. Die Bewegung hatte aber wohl die halbe Welt erfasst:

    In Zürich werden an einem Tag Geldstrafen gegen hundertzehn eigensinnige Hutnadelträgerinnen verhängt, in Sidney gehen sechzig Frauen ins Gefängnis.

    Hutnadeln? Hutnadeln.

    Eine Fayencefigur einer Frau mit Dreispitz und Jagdgewehr

    Lange vor 1913 und den Hutnadeln gab es bewaffnete Frauen, jedenfalls ausweislich dieser Jägerin aus der Frankenthaler Fayenceproduktion des 18. Jahrhunderts, die im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg zu sehen ist.

    Die Geschichte, die die DLF-Autorin Ulrike Rückert erzählt, klingt zunächst nicht unplausibel:

    Mit drakonischen Strafen will die westliche Männerwelt die langen Nadeln unschädlich machen, mit denen die Frauen ihre Wagenradhüte in der Frisur feststecken, die aber auch zur Waffe geworden sind.

    Vor allem dort, wo sich Frauen um 1900 immer mehr auch allein zeigen, auf der Straße, in Geschäften und Fabriken, in Konzerten und bei politischen Versammlungen. Und wo sie Männer erleben, die sich an sie heran machen, Grapscher und Glotzer, die Frauen ohne männliche Begleitung als Freiwild behandeln.

    Fraglos reagieren die Hutnadel-Verordnungen auf einen profunden gesellschaftlichen Wandel, den in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum mehr jemand im Blick hatte. Die erste (bürgerliche) Frauenbewegung nämlich, die etwas verkürzend unter dem Schlagwort Suffragetten diskutiert wird und von der vielleicht noch die despektierliche Rede von den „Blaustrümpfen“ in Erinnerung war, schickte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts an, die Lage von Frauen in westlichen Gesellschaften erheblich zu verbessern.

    Dabei ging es beileibe nicht nur ums Wahlrecht („Suffrage”). In Heidelberg etwa betrieb wenig später Camilla Jellinek eine Rechtsschutzpraxis für Frauen, in der es vom damals schon skandalösen 218er bis zu den gleichfalls in unsere Zeit weisenden Lohnfragen um das ganze Spektrum von sexistischer Diskriminierung ging. Gleich in ihrer Neuenheimer Nachbarschaft publizierte Elise Dosenheimer derweil zu Sexualethik, Koedukation und ferministischem Pazifismus.

    Es versteht sich fast von selbst, dass die Herrschaft des Faschismus in weiten Teilen Europas dem allen ein Ende machte, und dass im Rest der Welt Gemetzel und Patriotismus um den zweiten Weltkrieg herum der ersten Frauenbewegung schwer zusetzten. In meinem Geschichtsunterricht, nochmal 40 Jahre später, hatte sie allenfalls mal kurz beim Thema Wahlrecht einen Statistenauftritt. Kein Wort von militanten Protesten oder auch arg danebengegangenen Blockadeaktionen.

    Ich hatte auf diese Weise schon viele Sitzblockaden hinter mir, als ich zum ersten Mal von Emily Wilding Davison hörte. Genau an dem Tag, an dem die Männer im Stadtrat von Seattle Hutnadeln regulierten, versuchte sie, das gruselige Galopprennen in Epsom zur Bühne ihres Protests zu machen. Ausgerechnet das Pferd des Königs hat sie totgetrampelt. Vom Hutnadel-Kampf wiederum habe ich in der Tat zum ersten Mal gestern gehört.

    Vor diesem Hintergrund vermute ich, dass die Hutnadelgesetze weniger ein konkretes Problem mit einer spezifischen Waffe adressierten als vielmehr ein Versuch waren, einen autoritären Hebel gegen die sich viel breiter äußernde Frauenbewegung zu finden. Eine naheliegende Parallele wäre das Geraune von „Clankriminalität“, mit dem Polizeien und Innenministerien zur Zeit einen autoritären Umgang mit dem Alltagsrassismus in der Republik exerzieren. Das schließe ich aus folgender Passage aus der DLF-Sendung, die etwas Atmo von 1913 schafft:

    Ein Mann wird mit vorgehaltenen Hutnadeln ausgeraubt, und in Chicago duellieren sich zwei Frauen auf offener Straße. Um 1910 herrscht Hutnadel-Alarm. Die Zeitungen sind plötzlich voll von Meldungen [über wüste Verletzungen durch Hutnadeln].

    Wahrscheinlich hatten die meisten Berichte dieser Art schon irgendeine Sorte von Verankerung in der Realität, wie ja auch einige der „Clankriminalität“-Schoten nicht völlig aus der Luft gegriffen sind. Aber genauso wie diese riechen jene stark nach Kampagnenjournalismus und -politik, nach einem kraftvollen Aufblasen knallbunter, aber völlig nebensächlicher Randprobleme.

    Ob heute mehr Frauen beim nächtlichen Radeln weniger mulmige Gefühle hätten, wenn damals die Hutnadeln nicht reguliert worden wären? Wahrscheinlich nicht, siehe oben zur autoritären Versuchung. Es könnte aber auch sein, dass der Hutnadel-Kampf doch ein Beispiel liefert, in der Gewalt vielleicht wirklich etwas zum ein wenig Besseren hätte wenden können.

  • Horröses Heidelberg 1: Das Kriegerdenkmal im Hexenturm

    Wer mal in der Heidelberger Altstadt studiert oder gelehrt hat, mag hunderte Male vorbeigelaufen sein am letzten Rest der mittelalterlichen Heidelberger Stadtbefestigung, dem „Hexenturm“, der seit den frühen 1930er Jahren Teil des etwas irreführend immer noch „Neue Universität” genannten Hörsaalkomplexes ist. Ich jedenfalls habe das Ding nie genauer betrachtet. Und ich habe nie das ominöse „1914 1918“ wahrgenommen, das in einer Art Loggia im ersten Stock an die Wand gepinnt ist:

    Ausschnitt aus einen grob gemauerten Turm.  Es öffnet sich eine Art Loggia, an deren weiß verputzer Rückwand die Zahlen 1914 und 1918 rechts und links von einem Kreuz zu erkennen sind.

    Wo diese Zahlen stehen, befindet sich in Deutschland gerne eines der furchtbaren Denkmäler für Soldaten der diversen deutschen Kriege seit 1870; das Kreuz und die zwei Kranzaufhängeringe liefern im vorliegenden Fall weitere Indizien. Im Rahmen einer Hexenturm-Führung anlässlich des Mittelalter-Tags der Uni war ich gestern (leider ohne Kamera) dort oben, und es stellte sich heraus: Ja, das ist Kriegergedenken, und zwar Hardcore.

    Laut Rhein-Neckar-Wiki wurde diese gruselige Stätte ab Herbst 1932 (also beginnend noch vor der Machtübergabe an die NSDAP auf Reichebene[1]) errichtet. Sie zählt bis heute die Angehörigen der Uni Heidelberg auf, die sich im ersten Weltkrieg für Kaiser und Vaterland haben massakrieren lassen – aufgeteilt nach Lehrern (wenige) und Studenten (viele) versteht sich. Darüber hat damals ein Steinmetz in den Sandstein gehämmert: „Deutschland soll leben, und wenn wir sterben müssen”.

    Das steht bis heute da. Angesichts aktueller Ausbrüche von Patriotismus bin ich mir gar nicht so sicher, wie viele Menschen es im Augenblick eigentlich noch abstoßend finden, Nationen – was immer das nun sein mag – über Menschenleben zu stellen.

    Schon deshalb würde ich das Zeug auch nicht wegmeißeln, zumal weil (oder obwohl?) die Gruselstätte, soweit ich weiß, nicht öffentlich zugänglich ist. Eine Einordnung vor Ort, dass der Schöpfer dieser Zeile, Heinrich Lersch, im ersten Weltkrieg ziemlich kaputtging und später trotzdem treu der NSDAP diente, wäre aber eigentlich schon angezeigt. Dazu könnte etwa erwähnt werden, dass es die NSDAP-Funktionäre eilig hatten, Lerschs hohl schepperndes Nationalpathos zu belohnen: Schon im Mai 1933 beriefen sie ihn in die Preußische Akademie der Künste. Er selbst brauchte noch ein wenig für den Beitritt – seine NSDAP-Mitgliedsnummer ist 3701750 (das entspricht einem Beitritt im Jahr 1935).

    Ein teuer Gefolgsmann der faschistischen Regierung von 1933ff war er dennoch von Anfang an, etwa durch Werbung für die Einsetzung von Hitler als Reichspräsident 1934. Vor noch schlimmeren Fehltritten hat ihn vermutlich der erste Weltkrieg bewahrt, denn ohne seine Kriegsschäden hätte ihn eine Lungenentzündung wahrscheinlich nicht schon im Alter von 46 Jahren (im Jahr 1936) umgebracht.

    Zumindest so viel könnte im Hexenturm doch wirklich zu lesen sein, etwa analog zur Tafel, die am Turmeingang den auch nicht sehr geschmackvollen Namen des Bauwerks[2] kommentiert. Oder wir warten ein paar Jahre und widmen in reflektierteren Zeiten das Gruselkabinett zu irgendwas hinreichend Pazifistischem um.

    [1]In Heidelberg regierte bereits seit 1928 Carl Neinhaus; da er am 1.5.1933 völlig entspannt und zwanglos in die NSDAP eintrat und erst die Alliierten seine Herrschaft vorläufig beendeten, ist es nicht sehr weit hergeholt, die Stadtregierung von 1932 bereits unter „faschistisch“ zu rubrizieren. Die Uni war spätestens seit dem Fall Gumbel ohnehin fast flächendeckend stramm rechtsautoritär. Wie weit so eine Qualifizierung auch für Neinhaus' weitere Regierungszeit auf einem CDU-Ticket (1952-1958) zu vertreten ist, mag ich nicht entscheiden.
    [2]Der Name Hexenturm ist übrigens zutiefst neuzeitlich. Kein Zusammenhang mit irgendeiner Sorte klerikal inspirierter Verfolgung ist historisch nachgewiesen, und der Name ist, soweit rekonstruierbar, auch eine Schöpfung des romantisch bewegten 19. Jahrhunderts.
  • Besuch bei Schurken: Im Reiss-Engelhorn-Museum

    Mein Museums-Binge geht weiter: Gestern war ich im Reiss-Engelhorn-Museum (REM) in Mannheim, genauer in dessen archäologischer und ägyptischer Sammlung. Das hätte ich ohne meinen Museumspass nicht gemacht, denn: die REM-Leute sind reuelose Schurken. Sie haben nämlich (unter anderem) die Wikipedia verklagt. Wer sowas tut (und dann noch wegen fieser und alberner Urheberrechtsgeschichten), muss säckeweise Asche auf sein oder ihr Haupt streuen, bevor ich mit gutem Gewissen Geld in seine oder ihre Kassen spüle.

    Wahrscheinlich tue ich das durch die Nutzung des Museumspasses auch. Aber ich merke es nicht, und so tut es mir nicht ganz so weh. Das wiederum ist gut, denn die Sammlungen im Namen der BASF-Manager Reiß und Engelhorn sind, ich muss es sagen, überhaupt nicht schlecht gemacht. Nicht zuletzt haben sie eine Bauinschrift des Merkurtempels, der einst am Heiligenberg stand, was jetzt lokalhistorisch für Menschen aus Heidelberg schon relevant ist.

    Aber bevor mich die Schurken verklagen, weil ich zu viel verrate, schwärze ich lieber meinen restlichen Bericht. Und selbstverständlich die Bilder, auch wenn ich, logisch, brav war und in der ägyptischen Abteilung, wo das total verboten ist, auch nicht fotografiert habe.

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    ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ Vogelgezwitscher ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆

    ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ Wallstadt ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ Sandhofen ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆

    Schwarze Schmiere

    ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ Hügelgrab ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆

    ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ Krokodilopolis ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ Thot ▆▆▆▆▆▆▆

    ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆

    ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ Fair-Trade-Siegel ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ Scheintür ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ Tod auf dem Nil ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆

    ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ Ladenburg.

    Andere schwarze Schmiere

    ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ Neandertaler ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ Homo sapiens sapiens.

    ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ barbarische Gürtel ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ geköpfte Pferde ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆

    ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ Matronen ▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆

    ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ Stammbusch des Menschen ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ Bonn ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆

    Nochmal andere schwarze Schmiere

    ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ out of Africa?

    ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ mousfinger ▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆

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    ▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ Stratigraphie ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆

    ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ „ein Technikerteam ist bereits informiert“ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆ ▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆▆

    Na ja, wie gesagt: Wenn sich die REM-Leute brav bei der Wikipedia entschuldigen und ansonsten versprechen, ihren „geistigen Eigentum“-Quatsch in Zukunft zu lassen, ist ein Besuch durchaus moralisch vertretbar und dann auch empfehlenswert.

  • Römer vs. Postmoderne in Schriesheim: 0:1

    In der dritten Auflage des Standardwerks „Die Römer in Baden-Württemberg“ (Stuttgart und Aalen: Konrad Theiss, 1986) ist zum kurpfälzischen Städtchen Schriesheim zu lesen:

    Der 1971 [ins Kellergeschoß des Rathauses] übertragene Keller (4,04 x 4,06 m) zeigt quadratischen Grundriß. Da er einst unter einer Hausecke saß, besitzt er an zwei Wänden Schrägen für die Kellerfenster. Rechts des Einganges und an der gegenüberliegenden Wand je zwei Nischen mit Rundbögen. Die drei Mauerschlitze links vom Eingang dienten vermutlich zum Einsetzen eines Holzgestells. Als Baumaterial wurden Quader (H ca. 0,12 m) aus bräunlichem Granit verwendet, deren ausgezogene Fugen im Kalkmörtelbereich Reste roter Ausmalung zeigen. Das Mauerwerk (H noch 1,70 m) ist zT in Buntsandstein ergänzt. Der mitten im Raum stehende runde Steintisch wurde rekonstruiert.

    Der beschriebene Keller eines römischen Gutshofs ist beim Bau eines Einfamilienhauses (zugegeben: das könnte eine tendeziöse Ausschmückung sein, denn ich weiß nicht wirklich, was da gebaut wurde) aufgetaucht und konnte an der Fundstelle vermutlich nicht wieder verbuddelt oder zugänglich gemacht werden. Dank des Einbaus ins Rathaus jedoch kann mensch nun angesichts der römischen Steine ein wenig den Hauch der Geschichte spüren, wann immer das Rathaus offen ist (also: verglichen mit einem typischen Heimatmuseum sehr oft).

    Insgesamt fand ich das eine recht gute Nutzung des, hust, historischen Erbes des Städtchens. Allerdings birgt die Einbettung in eine laufende Stadtverwaltung auch Risiken. Derzeit nämlich findet der Schriesheimer Römerkeller einige Zweit- und Drittnutzung:

    Foto eines schwach beleuchteten Kellers mit Mauerstrich, in dem allerlei Pappen, eine Zimmerpflanze und anderer Kram lagern.

    Vielleicht kann jemand der Stadt Schriesheim alternative Lagerflächen anbieten?

    Nachtrag (2023-12-04)

    Der Keller ist übrigens schon archäologiegeschichtlich nicht irrelevant. Im Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museum ist eine Seite des 1770 erschienen Buches De Sepulcro Romano prope Schrishemium reperto von Johann Daniel Schöpflin gezeigt; gelobt wird vor allem die bahnbrechend sorgfältige Dokumentation, und wer mal im Keller in Schriesheim war, wird das sofort wiedererkennen:

    Ausschnitt eines aufgeschlagenen, etwas altertümlichen Buchs, Latein in Antiqua gesetzt.  Dazu eine Grabungsskizze mit einem also „Columbarium“ bezeichneten Raum mit einigen Nischen.
  • Alle Ausländer total verdächtig: Das Entry-Exit-System der EU

    Kurve einer ca. 5m hohen Betonmauer, die von Bereitschaftspolizei bewacht wird.

    Das Foto der polizeigeschützten Betonfestung oben entstand 2009 bei einer Demonstration gegen die „GfA“ – das ist ein Euphemismus für Abschiebeknast – Ingelheim. Am Rande dieser Demonstration gegen ein besonders bedrückendes Symbol des deutsch-europäischen Migrationsregimes hörte ich zum ersten Mal von einem, wir mir damals erschien, aus Menschenrechtsgründen chancenlosen Irrsinnsprojekt, nämlich einer Datenbank, in der die EU alle Übertritte von Schengengrenzen aufzeichnen wollte, dem Entry-Exit-System EES.

    Ein gutes Jahrzehnt später hat es die Autorilla[1] entgegen meiner damaligen Einschätzung geschafft: Das Ding wird wohl in diesem Jahr online gehen, nachdem die entsprechende Rechtsgrundlage – die EU-Verordnung 2017/2226 oder kurz EES-VO – bereits 2017 die drei EU-Organe, also Parlament, Rat und Komission, passiert hat und am letzten Donnerstag auch der Bundestag ein paar offene Parameter in großer Eile in zweiter und dritter Lesung abgenickt hat. Die Bundestagsdrucksache 20/5333 ist ohne Debatte (wer nachlesen will: S. 88 im Plenarprotokoll: Gegenstimmen: die Linke, Enthaltungen: keine; es ging weiter mit Hilfen für Sportvereine) durchgerutscht, ohne dass es jemand gemerkt hätte.

    Die taz zum Beispiel hat in all den Jahren seit 2009 gerade mal zwei Artikel zum EES gehabt, einmal 2014 („Zeigt her eure Hände“) und dann nach der Verabschiedung der EES-VO 2017 („Die EU plant eine Touristendatei“). Angesichts des monströsen Vorhabens finde ich das etwas dünn, denn es geht um:

    Fingerabdrücke…

    Worüber ich besonders heulen könnte: Die Autorilla hat meine schlimmsten Erwartungen von 2009 noch übertroffen. Gut: Damals war auch das Visa-Informationssystem mit seinen Fingerabdruckdaten für (derzeit) beschämende 50 Millionen „Ausländer“ mit Schengen-Visa noch eine ferne Dystopie, die Bereitwilligkeit, mit der eine breite Mehrheit der Bundestagsabgeordneten die offensichtlich fürchterliche Fingerabdruckpflicht im Personalausweis abgenickt hat, schien eine Sache überwunden geglaubter autoritärer Großaufwallung nach Nineeleven. Damals waren noch nicht mal die Fingerabdrücke im gegen Asylsuchende gerichteten EURODAC zum Spurenabgleich nutzbar. Diese drei Datenpunkte mögen ein Gefühl dafür geben, wie sehr sich der Menschenrechtsabbau im Windschatten von Charlie Hebdo und Breitscheidplatz wieder beschleunigt hat.

    Jedenfals: wie bei der Biometrie in den Personalausweisen hat die Autorilla keine Ruhe gegeben und den Kram bei jeder ausländerfeindlichen Mobilisierung wieder ausgepackt. Und jetzt läuft der Mist (fast).

    Auch wenn alles am EES furchtbar ist, ist das größte Desaster sicher, dass ab 2023 nun alle NichtschengenianerInnen (und nicht nur die Visapflichtigen, die schon seit ca. 2014 im VIS biometrisch vermessen sind) ihre Fingerabdrücke abgeben müssen, wenn sie in den „Raum der Freiheit“[2] Schengenia einreisen wollen.

    Das ist vor allem dramatisch, weil diese Fingerabdrücke für drei bis fünf Jahre suchbar gespeichert werden. Und zur Strafverfolgung und Gefahrenabwehr zur Verfügung stehen.

    Klar, wie üblich steht was von „Terrorismus“ und „schwerer Kriminalität“ im Gesetz, auf die die biometrische Fahndung beschränkt sein sollen. Aber speziell für die Verfolgung politischer „Straftaten” (in der Welt der Autorilla: alles oberhalb der Latschdemo) geht das so schnell, dass die lippenbekennenden Einschränkungen praktisch wirkungslos sind. Die Polizei kann in dem Geschäft fast immer Terrorparagraphen aus der 129er-Klasse auspacken und tut das auch – mensch denke etwa an die aktuellen 129er-Verfahren in Leipzig. Wo ihr das doch mal zu peinlich wäre, kann sie immer noch völlig fantastische „Gefahren“ für die Staatsordnung konstruieren. Mein Paradebeispiel für Letzteres ist das 2017er Verbot von indymedia linksunten.

    …wider ausländischen Aktivismus!

    Wenn es soweit ist, schlägt die übliche Biometriefalle zu: Wir hinterlassen überall und ständig biometrische Spuren. Gut, bei den Gesichtern hängt das noch an eher so mäßig funktionierenden Videokameras, aber bei Fingerabdrücken und noch mehr bei Zellmaterial, das grob für DNS-Identifikation taugt, ist mit Mitteln von TeilzeitaktivistInnen nichts zu retten.

    Das weiß auch die Polizei, die in Heidelberg durchaus Fingerabdrücke an wild geklebten Plakaten oder Gafferband bei Bannerdrops genommen hat. Oder von Bierflaschen nach Besetzungspartys in völlig überflüssigerweise für den Abriss vorgesehenen Gebäuden.

    Während es noch keine suchbare Vollerfassung von Fingerabdrücken der Schengen-Untertanen gibt und die entsprechenden Heidelberger Ermittlungen jeweils bis zu unglücklichen ED-Behandlungen ohne Ergebnis blieben, werden (legal eingereiste) AktivistInnen aus Nichtschengenia (ich werfe mal das Wort „Grenzcamp“ ein) bei sowas in Zukunft gleich erwischt. Und obwohl wir Untertanen es vor zwei Jahren nicht hinbekommen haben, die Fingerabdrücke in den Ausweisen etwa durch moderaten Einspruch abzuwenden, gab es gerade letzte Woche Grund zur Hoffnung für uns, dass die Justiz in der Hinsicht um fünf nach Zwölf aushilft.

    Ob ihr das „staatlichen Rassissmus“ nennen wollt oder nicht: Im Effekt ist es das, jedenfalls so lange, bis auch die Fingerabdrücke der SchengenianerInnen suchbar sind. Trotz des verlinkten Hoffnungsschimmers dürfte zumindest das aber dann schon noch irgendwann kommen, wenn sich nicht wieder hinreichend viele Menschen dem entgegenstellen.

    Wie die Herrschaft Freiheitsabbau gerne erstmal an „den Fremden“ ausprobiert – wofür sie meist noch viel Lob aus der „Mitte der Gesellschaft“ bekommt – und erst dann auf die eigenen Untertanen ausrollt, könnt ihr u.a. am nächsten Freitag im Heidelberger Laden für Kultur und Politik im Rahmen der Wochen gegen Rassismus hören.

    Autoritäre Design Patterns: Aufblasen…

    Ich will im Folgenden ein paar besonders pikante Passagen aus den Erwägungsgründen zitieren, weil sie musterhaft Techniken der Autorilla bei der Durchsetzung ihrer Interessen illustrieren.

    Zunächst ist da das Aufblasen von Problemen. Das ursprüngliche Narrativ beim EES war, es brauche die Datenbank absolut dringend, um „overstayer“ zu fangen, Menschen also, die auf einem Touristenvisum einreisen und dann einfach bleiben.

    Vernünftige Menschen zucken bei so etwas mit den Schultern, denn Menschen ohne Papiere gibts nun mal, und es ist auch gar nicht klar, wo eine Datenbank da helfen soll, wenn mensch nicht überall auf den Straßen Ausweiskontrollen haben will (was für vernünftige Menschen kein „wenn“ ist). Die Autorilla hat Anfang der 2010er Jahre aber keine Krise, keinen Anschlag versäumt, ohne irgendwann mit „overstayern“ zu kommen, die entweder Anschläge machen, menschengehandelt wurden oder selbst menschenhandeln.[3]

    Ich finde eher erstaunlich, wie unbekümmert ehrlich die EES-VO in den ersten sechs Erwägungsgründen selbst die Höhepunkte des propagandistischen Trommelfeuers der Autorilla aufzählt:

    (1) In ihrer Mitteilung vom 13. Februar 2008 mit dem Titel „Vorbereitung der nächsten Schritte für die Grenzverwaltung in der Europäischen Union“ legte die Kommission die Notwendigkeit dar…

    (2) Der Europäische Rat hob auf seiner Tagung vom 19. und 20. Juni 2008 hervor, wie wichtig es ist, dass die Arbeit an der Weiterentwicklung der Strategie für den integrierten Grenzschutz der Union fortgesetzt wird…

    (3) In ihrer Mitteilung vom 10. Juni 2009 mit dem Titel „Ein Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts im Dienste der Bürger“ empfahl die Kommission…

    (4) Der Europäische Rat forderte auf seiner Tagung vom 23. und 24. Juni 2011 dazu auf, die Arbeit an dem Vorhaben „intelligente Grenzen“ zügig voranzutreiben…

    (5) In seinen strategischen Leitlinien vom Juni 2014 betonte der Europäische Rat, […] dass die Union alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen muss, um die Mitgliedstaaten bei ihrer Aufgabe zu unterstützen…

    (6) In ihrer Mitteilung vom 13. Mai 2015 mit dem Titel „Die Europäische Migrationsagenda“ stellt die Kommission fest, dass mit der Initiative „Intelligente Grenzen“ nun eine neue Phase eingeleitet werden soll…

    Wenn das eine Abwägung ist, hat die Waage jedenfalls nur eine Schale. Ich weise aus demokratietheoretischer Sicht kurz darauf hin, dass sich hier mit Rat und Kommission jeweils Teile der Exekutive die Bälle zuwerfen, bis eine neue Wahrheit durch gegenseite Bestärkung etabliert ist.

    …Bedarf erzeugen…

    Die Erzählung von den overstayern allerdings hat aus autoritärer Sicht (die sich ja um Panikpotenzial, nicht aber um Plausibilität kümmern muss) einen Fehler: Die gewünschte Speicherfrist von drei Jahren kommt dabei nicht raus, denn ginge es nur um die overstayer-Detektion, könne mensch den ganzen Datensatz bei der Ausreise löschen. Was tun? Einfach: Datenbedarf erzeugen, etwa duch die Schaffung hinreichend komplizierter Regeln. Hier:

    Das EES sollte ein automatisiertes Berechnungssystem enthalten. Das automatisierte Berechnungssystem sollte bei der Berechnung der Höchstdauer von 90 Tagen je Zeitraum von 180 Tagen Aufenthalte im Hoheitsgebiet der am EES-Betrieb beteiligten Mitgliedstaaten berücksichtigen.

    …Features schmuggeln…

    Allerdings reicht das, genau betrachtet, immer noch nur für Speicherdauern bis zu 180 Tagen aus. Wer einige Jahre lang den Acrobat Reader zum Lesen von PDFs verwendet hat, wird die Lösung kennen: Feature Creep, also das Einschmuggeln immer weiterer Möglichkeiten in ein Verfahren, aus dem die Leute nicht mehr so einfach rauskönnen. Sobald die ohnehin eher desinteressierte Öffentlichkeit erstmal vergessen hat, dass sie den ganzen Mist eigentlich nur gekauft hat, um ungezogene Schengentouris zu zählen, kommt ein ganzes Spektrum von Zwecken aufs Tablett, die mensch, wo die Daten doch schon mal da sind, auch erledigen kann:

    Ziele des EES sollten sein, das Außengrenzenmanagement zu verbessern, irreguläre Einwanderung zu verhindern und die Steuerung der Migrationsströme zu erleichtern. Das EES sollte gegebenenfalls insbesondere zur Identifizierung von Personen beitragen, die die Voraussetzungen hinsichtlich der Dauer des zulässigen Aufenthalts im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten nicht oder nicht mehr erfüllen. Darüber hinaus sollte das EES zur Verhütung, Aufdeckung und Untersuchung terroristischer oder sonstiger schwerer Straftaten beitragen.

    Hu? Wo ist denn jetzt plötzlich der „Terror“ hergekommen? Wer hat die – ohnehin beliebigen, siehe oben – „schweren“ Straftaten aus dem Hut gezaubert? Die protorassistische Präsupposition „wer nicht SchengenianerIn ist, braucht Extraüberwachung, weil sie bestimmt mehr Terror und Schwerkriminalität macht“ hinter diesem kleinen Trick …

  • Eingeschneite Mandelblüten

    Foto einer geöffneten Mandelblüte vor einer Schneelandschaft.

    Heute bei Dossenheim: Ob aus dieser Blüte mal eine Mandel wird, darf trefflich bezweifelt werden.

    Zu den großartigeren Projekten in und um Dossenheim gehören die Mandelbäume am Mantelbach, die unter der Ägide des Freundeskreises der Gemeindebücherei im Laufe der letzten zehn Jahre (oder so) gepflanzt wurden. Wer Ende Februar, Anfang März im Norden von Heidelberg unterwegs ist: Ich finde, die rosa Blütenpracht mit dem Duft von Omaseife ist jedenfalls einen kleinen Ausflug wert. Trotz Klimawandel dürften Mandelbäume, die zudem noch ganz ordentlich tragen, noch für eine Weile als spezielle Sehenswürdigkeit von Bergstraße und Südpfalz durchgehen.

    In diesem Jahr nun war es aber in der ersten Januarhälfte schon so warm, dass einige der mutigeren Bäumchen schon mal losgelegt haben. Und dann hat gestern Nacht ein Nordostwind für hiesige Verhältnisse beachtliche Mengen Schnee mitgebracht. Bei einem Spaziergang heute morgen taten mir die frühen Blüten (und noch mehr die Knospen) schon ein wenig leid.

    Während die Mandelblüten den Frost, glaube ich, nicht gut mitmachen werden, bin ich für den Winterjasmin ein Stück weiter oben in den Weinbergen eigentlich ganz guter Dinge, auch wenn er fast verschwunden ist im Schnee:

    Ein Schneehaufen mit Löchern, durch die gelbe Blüten sichtbar sind.
  • Alle Richtungen

    Foto: Zwei Fahrrad-Umleitungsschilder, die in verschiedene Richtungen weisen.

    Derzeit bei Heidelberg: Umleitungsbeschilderung für Fahrräder, an der Ortsfremde lange rätseln werden.

    Die Beschilderung von Radwegen gehört zu den permanenten Ärgernissen meines Fahrradlebens, soweit es außerhalb der Niederlande stattfand: Ausgerechnet Radwege, die ja überall (außerhalb der Niederlande) kompliziert um die einfach zu benutzenden (und deshalb für Autos freigeregelten) Straßen herumgeflochten werden, sind normalerweise freihändig mit ein paar kleinen Schildchen oder Fahrradlogos auf dem Asphalt markiert. Nach ein paar Jahren ist dann ein Großteil davon zugewachsen, umgefallen abgerubbelt oder zugeparkt, jedenfalls, soweit sich nicht Freiwillige vom ADFC drum kümmern (dürfen).

    Insofern finde ich bemerkenswert, dass sich (ich denke) die Stadt Heidelberg bei den derzeitigen Bauarbeiten im Handschuhsheimer Feld – Kontext: das ist eine Drehscheibe des Fahrradverkehrs, der von Norden und Nordwesten in die Stadt kommt – erhebliche Mühe zu geben scheint, Radfahrende irgendwie um die Sperrungen herumzuleiten.

    Nur: leider hilft viel in diesem Fall nicht viel. Was sich die SchildaufstellerInnen bei dem oben dokumentierten Konstrukt gedacht haben mögen? Witz am Rande: Auch in die dritte Richtung, in Blickrichtung nach links, steht ein, wenn auch kleineres und grünes, Fahrradumleitungsschild, das allerdings immerhin grenzwertig nützlich ist; es verrät nämlich, dass es dort ohne Baustelle nach Ladenburg gehen soll.

    Ich wäre ja schon neugierig, ob all diese Schilder gleichzeitig aufgestellt wurden oder nacheinander, und in jedem Fall, wie es dazu kam. Sollte jemand aus der Stadtverwaltung Heidelberg dazu etwas wissen: Ich behandele Hinweise auf Wunsch vertraulich.

    Unterdessen: In gewisser Weise ist das ein schönes Symbolbild für jede Sorte wünschbarer „Verkehrswende“: Egal, wo du hinwillst, am Ende muss es Richtung Fahrrad gehen.

  • Betonwüste Heidelberg

    Vier Fotos von Plätzen in Heidelberg mit viel Beton

    Wunderbar fotografiert vom Nabu: Baukunst in Heidelberg. Rechte beim Nabu Heidelberg.

    Anlässlich demnächst anstehender Wahlen zum/r Heidelberger OberbürgermeisterIn hat der lokale Nabu wunderschöne Flugblätter rumgeschickt. Auf dem einen erfährt mensch, dass Heidelberg nur 7 m² öffentliche Grünfläche pro Kopf hat, was selbst Pforzheim – zweifellos eine der hässlichsten Städte der weiteren Umgebung – locker überbietet (13 m²), während Karlsruhe satte 27 m² zu bieten hat. Wo ich gerade aus Karlsruhe zurückkomme: es macht wirklich schwer was aus. Zum Glück hat Heidelberg immerhin die nahen Berge mit ihren einladenden Wäldern.

    Noch besser hat mir das andere Flugblatt gefallen, dessen zentrale visuelle Botschaft diesen Post aufmacht: Die augenblickliche Stadtregierung hat wirklich viel dafür getan, dass der Grünanteil ja nicht wächst. Stattdessen hat sie jede Menge zugepflasterte Plätze produziert. Mehr noch: eine Fläche, die mit etwas gutem Willen als kleiner Park durchgegangen ist, den Montpellierplatz, hat sie für eine neue Tiefgarage weggebuddeln lassen.

    Ich hätte die Misere in dem Bereich nicht besser illustrieren können.

    Opus Caementitium oder Beton?

    Leider ist die Möglichkeit, bei dieser Wahl Informationen zu übertragen, also etwa weniger destruktive Politiken zu einzufordern, auch nach den ohnehin beschränkten Maßstäben dieses Polit-Genres extrem beschränkt. Die Wahl wird entschieden zwischen zwei KandidatInnen, die beide konsequente Beton-, Auto-, Wachstums-, Wettbewerbs- und Ausgrenzungspolitiken fahren werden.

    Da ist zum einen der auf einem breiten Rechtsticket an die Macht gekommene Amtsinhaber Eckhard Würzner, der für die abgebildeten Baukatastrophen verantwortlich ist und nur mit Mühe davon abgehalten werden konnte, den kleinen Pentapark am Neckar für eine Hotelerweiterung zu verhökern. Von absurden Ampeln mit Fahrradsymbolen drauf, die gerade dann grün werden, wenn die kreuzenden Autos auch grün haben, der Komplettasphaltierung der weiteren Umgebung des Bahnhofs oder dem rücksichtslosen Feilbieten der Aufmerksamkeit seiner Untertanen will ich gar nicht anfangen.

    Gegen ihn tritt an Theresia Bauer, die die letzten Jahre als Chefin des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Stuttgart von Wachstum und „Exzellenz“ geredet hat. Oh, ich will fair sein: Gegenüber ihrem CDU-Vorgänger Frankenberg hat sie immerhin dafür gesorgt, dass der im Ministerium ausgeschenkte Kaffee nun fair gehandelt war. Wirklich sprechend dagegen ist die Tatsache, dass unter ihr Baden-Württemberg eines der wenigen Bundesländer geworden ist (wenn ich den Überblick nicht verloren habe: das einzige), das noch formale Studiengebühren erhebt, wenn auch nur von Menschen, die nicht aus einem EU-Staat kommen.

    Drei für grüne Studiengebühren

    Das ist wirklich ihr Werk. Ihr diesbezüglicher Eifer ist auch nicht überraschend, denn sie ging schon in den 1990er Jahren, lang vor den Sachzwängen rot-grüner Machtausübung, mit allerlei Studiengebührenmodellen hausieren, gemeinsam mit Boris Palmer (der das damals von der Grünen Hochschulgruppe in Tübingen aus betrieb) und Matthias Berninger, der gerne statt Edelgard Bulmahn[1] Schröders Wissenschafts- und Bildungsminister geworden wäre. Daraus wurde zwar nichts, aber er fand über die Schröder-Jahre im Ministerium für Verbraucherschutz ein Auskommen, bis er nach der Abwahl von Rot-Grün 2005 direkt zu den Zuckerbäckern von Mars wechselte und mithin zu einem der Unternehmen, vor denen „Verbraucher“ am meisten hätten geschützt werden müssen.

    In der Liga intensiv riechender Seitenwechsel nach dem Schröder-Armageddon rangiert das sicher weit vor dem Wechsel von Außenminister Fischer zu BMW – zumal BMW, soweit ich weiß, derzeit nichts von dem Kriegsgerät herstellt, das Fischer einsetzen ließ –, und, soweit es mich betrifft, sogar noch vor der Gazprom-Connection von Schröder selbst.

    Ich kann mir angesichts dieser Freunde und Ideologeme der Kandidatin kaum vorstellen, dass der Nabu mit „Stadtgrün“ eine Empfehlung für den Wahlvorschlag von Bündnis 90/Die Grünen aussprechen wollte. Wenn er das doch gewollt haben sollten, wird es ein bitteres Erwachen geben.

    Nachtrag (2023-04-24)

    Und siehe da: Kaum ist Bauer aus dem Mittnachtbau (dem Sitz des Wissenschaftsministeriums in Stuttgart) ausgezogen, schon geht es mit den Studiengebühren für AusländerInnen zu Ende. Jetzt müssten wir nur noch an die albernen Zweitstudiengebühren ran…

    [1]Das ist die, derem Spätwerk wir die fürchterliche „Exzellenzinitiative“ zu verdanken haben. Ob das mit Berninger nicht ganz so schlimm ausgegangen wäre? Ich würde ja dagegen wetten.

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