Tag Hardware

  • Wer kennt den s2ram-Killer der BVG?

    Foto: Bushaltestelle mit abfahrendem Bus, im Hintergrund eine querende S-Bahn

    Februar 2019: Damals bin ich BVG-Bus gefahren, ohne dass der Schlaf meines Rechners gestört worden wäre.

    TL;DR: Hat jemand anders auch den Effekt, dass irgendwas in Berlin, vermutlich irgendwas in Bussen oder U-Bahnen, schlafende („Suspend to RAM“, s2ram, ACPI S3) Rechner hart ausschaltet?

    Ich laufe und fahre seit 20 Jahren eigentlich immer mit einem schlafenden Rechner im Rucksack durch die Gegend. Und auch wenn dieser Rechner – seit 10 Jahren ein Lenovo X240 – durchaus etwas lappiger Plastikkram ist, geht das verblüffenderweise auch durchweg gut – wenn ich wieder sitze und tippen will, wacht das Ding zuverlässig auf.

    Bis ich neulich in Berlin war. Über eine Woche hinweg war der Rechner drei Mal beim Auspacken nach Ausflügen hart aus, also nicht mehr im S3-Schlaf, sondern sozusagen S5-aus. Und da die Mühle beim Hochfahren erstmal ihre Dateisystem-Journale durchgegangen ist, hat da auch nichts sanft abgeschaltet: Die Kiste ist einen plötzlichen (wenn auch nur temporären) Tod gestorben.

    Na schön, dachte ich mir, dann ist da wohl durch die Reisestrapazen irgendein Wackelkontakt oder Haarriss auf der Hauptplatine entstanden. Um den Verdacht zu erhärten, habe eifrig geschüttelt, geklopft und gedrückt. Nichts jedoch vermochte den gerechten Schlaf der Maschine zu stören, friedlich heartbeatete die Deckel-LED, immer wachte die Kiste brav wieder auf. Inzwischen bin ich schon fast seit einer Woche wieder daheim, und es gab keine weiteren Fälle von plötzlichem Computertod.

    Wackelkontakt- oder Haarriss-Theorien verlieren so zunehmend an Plausibilität. Was also , wenn die Ausfälle durch irgendwas in Berlin verursacht wurden? Das wären dann sehr wahrscheinlich keine mechanischen Einwirkungen, sondern doch eher elektromagnetische.

    So ganz plausibel scheint mir zwar nicht, dass da irgendwas mit Schmackes induziert und die Kiste mit einer raschen Selbstentleibung aus dem Schlaf heraus reagiert – aber wer weiß, und wer weiß vor allem, was der gruselige Embedded Controller macht, wenn von irgendwo hinreichend viel unerwarteter Strom kommt?

    Leider habe ich keine gute Vermutung, was eine Funkstörung dieser Größenordnung wohl jeweils ausgelöst haben könnte, denn ich habe zu spät angefangen, auf Systematiken zu achten. Am ehesten habe ich Busse oder U-Bahnen – vor allem letztere haben auch kräftige Elektromotoren mit vermutlich sehr ordentlichen Wechselfeldern drumrum – im Verdacht, aber beides bin ich früher auch in BVG-Versionen und auch schon mit der Maschine gefahren, ohne dass etwas Eigenartiges passiert wäre.

    Klar mag ich dabei einfach zufällig hinreichenden Abstand von den Störquellen gehabt haben. Aber wie genau wäre ich jetzt plötzlich gleich drei Mal in kurzer Folge nahe genug gewesen? Ich kann nicht sagen, dass ich diese Erklärung irgendwo in der Nähe des Wortfelds von „befriedigend“ sähe.

    Vielleicht sinds ja auch irgendwelche neuen Edel-E-Autos, die in Berlin rumfahren und in der Heidelberger Gegend (noch) nicht? Oder sind es gar heimliche, aber zahlreiche Anti-Digitalisierungs-AktivistInnen (sie hätten meine Sympathie), die sich was gebastelt haben, um Menschen im ÖPNV durch milde Sabotage mal wieder dazu zu bringen, kurz aufzublicken?

    Wer sowas auch erlebt hat oder gar weiß, was da vorgeht: ich würde sehr gerne von euch hören.

  • Bruchsal zwischen Mandolinen und Soldaten

    Foto von ca. 20 Lederbändern mit aufgepressten Metallplättchen über Klaviersaiten mit einem Holzbügel mit der Aufschrift „Mandoline auf die Zapfen Z setzen”.

    Ein Detail eines automatischen Klaviers („Pianova“ von den Leipziger Musikwerken Paul Lochmann GmbH), ca. 1910. Was es mit diesen Lederstreifen auf sich hat, erzähle ich ziemlich gegen Ende dieses Posts.

    Unter den Einrichtungen, die beim Oberrhein-Musesumpass mitmachen, finden sich einige Burgen (z.B.) und Schlösser (nochmal z.B.). An Fronleichnam verschlug es mich in dieser Angelegenheit in die Residenz der Fürstbischöfe von Speyer in Bruchsal.

    Dafür, dass das Bistum Speyer eine recht überschaubare Herrschaft war, ist der Palast, den der Potentat Damian von Schönborn-Buchheim seinen Untertanen in den 1720er Jahren abgepresst hat, beeindruckend groß und großzügig. Noch überraschender angesichts des Duodezbauherren ist, dass beim Bau die Stars der damaligen Prunkbauten-Szene – etwa Balthasar Neuman oder Cosmas und Damian Asam – am Start waren.

    Der Fairness halber will ich einräumen, dass sich Schönborn-Buchheim ein Schloss ersetzen ließ, das Soldaten in einem Krieg kaputtgehauen hatten, mit dem er nichts zu tun hatte, und dass er selbst sich mit Kriegen und anderem Gemetzel vorbildlich zurückgehalten hat.

    Insofern darf mensch das völlig übertrieben große Treppenhaus und die Prunkhallen mit ihren nicht immer ganz geschmackssicheren und schon wegen ganzer Bände heidnischer Mythen entschieden unfrommen Deckenmalereien ohne viel schlechtes Gewissen goutieren, um so mehr, als die aktuellen Decken ohnehin aus der Nachkriegszeit stammen. Alliierte Bomber haben das Schloss nämlich bei Angriffen auf die in Bruchsal stationierten deutschen Zweite-Weltkrieger noch im März 1945 getroffen, woraufhin es ausgebrannt ist.

    Foto einer großen runden Mauer mit Durchblick auf ein hohes Deckenfresko

    Das Treppenhaus im Schloss von Bruchsal ist eigentlich klar überdimensioniert für das kleine Reich seiner Besitzer.

    Soldaten gehen und kommen

    Das mutmaßliche Ziel der Alliierten gehört zur bösen Geschichte Bruchsals: Seit den Zeiten des Fürstbischofs hatte das Städtchen eine Kaserne. 1922 befreiten die Demilitarisierungsregeln des Versailler Vertrags die BürgerInnen von den Soldaten, 1945 nochmal der Zusammenbruch der faschistischen Herrschaft. In beiden Fällen kamen die Soldaten leider bald wieder.

    Da die Bundeswehr Anfang der 1990er Jahre ein vorerst letztes Mal verschwunden ist („Friedensdividende“), ist Bruchsal zur Zeit wieder militärisch unbelastet. Die zurückbleibende Kaserne – ich kann der Abschweifung nicht widerstehen – nutzte die Landesregierung von Baden-Württemberg für ein besonders verdrehtes Experiment im Rahmen ihrer Privatisierungsstrategie für Hochschulen (vgl. neulich zu Bologna): Die International University in Germany, in die die öffentliche Hand mehrfach ein paar Millionen Euro versenkte, bevor der Laden erwartungsgemäß Pleite ging. Ich weiß nicht, was jetzt in der Kaserne ist; hoffentlich kommen die Soldaten nicht schon wieder zurück. Ganz sicher wäre selbst ein weiteres Experiment mit einer Privatuniversität weniger grässlich – und erheblich billiger sowieso.

    Die Guillotine von Plötzensee

    Aber zurück zum Schloss: Neben den Prunkräumen befindet sich dort heute das Stadtmuseum, das etwa die recht interessante Geschichte des Bruchsaler Knastes beleuchtet (bemerkenswerterweise ohne Erwähnung des dort bis vor 15 Jahren einsitzenden Promis Christian Klar). Insbesondere war mir ganz neu, dass der Scharfrichter des NS-Volksgerichtshofs im Strafgefängnis Plötzensee seinen Opfern mit der badischen Guillotine von Bruchsal die Köpfe abschlug – angesichts der eigentlich liberalen Tradition des Landes Baden hat diese Geschichte, finde ich, eine gewisse Ironie.

    Liberale Tradition? Ja, eine weitere Geschichte aus dem Stadtmuseum handelt vom Revolutionsjahr 1848, als Bruchsal schon einmal ohne langfristigen Erfolg die Soldaten abgeschüttelt hatte: Damals nämlich waren die Dragoner ausgerückt, um den Hecker-Aufstand niederzuschlagen. Als sie damit fertig und also zurück in Bruchsal waren, nahmen viele der für eine Weile freiheitlich gesinnten BürgerInnen gegen sie eine „drohende Haltung ein“. Der Museumstext weiter: „Schließlich musste das Militär nach Mannheim verlegt werden, um die Ruhe in Bruchsal nicht weiter zu gefährden.”

    Aber wie gesagt: Trotz dieses vorübergehend vorbildlichen BürgerInnensinns waren waren die Dragoner wenig später wieder da. In der Realität gewinnen halt doch meistens die Bösen.

    Musikautomaten

    Aber ich will die Realität nicht schelten, denn es gibt auch immer wieder bezaubernde Wunderdinge. Besonders viele davon sind im Musikautomaten-Museum versammelt, das ebenfalls mit dem Schloss-Ticket besichtigt werden kann (ihr solltet mindestens zwei Stunden dafür einplanen). Dort hatte ich die Einsicht, dass es neben der Analog-Schallplatte („Schellack“) rund um 1900 herum eine ernstzunehmende digitale Konkurrenz durch Lochplatten gab:

    Eine Metallplatte mit eingestanzen Löchern entlang von konzentrischen Spuren in einem Abspielmechanismus mit hölzernem Kasten.

    In diesen Platten sind Impulse kodiert, die Stimmzungen oder Pfeifen ansteuerten; jede Spur entsprach einem Ton, so dass der Zauber schon nach einer Umdrehung etwas repititiv wurde – aber sie drehten natürlich auch viel langsamer als die 45 Umdrehungen pro Minute zeitgenössischer Schallplatten, und ihre Klangqualität war um Längen besser. Das Bruchsaler Muserum hat zahlreiche Mechanismen, die Platten dieser Art mit verschiedenen Techniken abspielten.

    Mir ist beim Blick auf die Dinger durch den Kopf gegangen, dass ein wesentliches Problem der Technologie gegenüber der Schellackplatte neben der eher kurzen Spieldauer fehlende Standards gewesen sein dürften, also etwa: Wie groß soll die Platte sein? Wie schnell soll sie gedreht werden? Welche Zähnung hat die Antriebsspur? Welche Spur macht welchen Ton? Beim Schellack konnte recht bald jede Platte auf jedem Gerät gespielt werden, hier ziemlich sicher nicht.

    Putziges Implementationsdetail zur letzten Frage: Weil Basslinien in normalen Stücken deutlich langsamer sind als Läufe im Sopran, entsprechen innere (also kürzere) Spuren bei den Geräten fast immer tieferen Tönen.

    Was mich allerdings am meisten hingerissen hat: Der Hack vom Aufmacherfoto, nämlich auf Lederbänder gepresste Blechlein. Diese Teile haben einem mechanischen Klavier wirklich so eine Art Mandolinenklang (also: etwas schnarrend) beigebracht, und zwar indem der Holzbügel, der im oberen Teil des Fotos erkennbar ist, die Lederbänder auf die Saiten gedrückt hat, vielleicht ein wenig wie bei einem Dämpfer. Erstaunlicherweise haben dann die mitschwingenden Blechlein wirklich den Toncharakter erheblich verändert. Ob ich den neuen Klang ohne Vorsagen „Mandoline“ genannt hätte, lasse ich mal offen.

    Ein Rat noch: Nehmt euch Gehörschutz mit. Etliche der Maschinen waren für Jahrmärkte und laute Kneipen gedacht und von der Lautstärke her entsprechend ausgelegt.

  • Garmin GPSmap 60Cx and 60CSx do support SDHC and SDXC

    Photo of a hand-held GPS receiver showing, among others “Höhe 9662 m”

    Ah, nostalgia! I just migrated back to the type of my first GPS receiver, in action here when I was – flight shame! – at just about 9700 metres.

    Since there is so much confident misinformation about on this about on the net, I'm stooping to the depravations of SEO and have put my main point into the headline: If you have a Garmin GPSmap device from the later 60 series and worry whether you'll still get SD cards that will work with it, relax: I just bought a 64 GB SDXC card and made it work inside a 60csx that will replace the 64s I had since 2017 (which hopefully has found a new home in Paris. Ahem).

    While it is by no means certain that a vintage 2006 machine can deal with SDHC (since that was only specified in January 2006), and machines that only support SD 1.0 usually get confused with higher-capacity cards, Garmin got it right for these devices. You may be out of luck for the vintage 2003 60C and 60CS, though, but I have no means of ascertaining that.

    In case you're wondering why anyone bothers with hardware that's coming of age these days: I was surprised myself that the things still go for about 100 Euro on ebay, but they are well-made, and very frankly: except for the support for multiple gmapsupp.imgs, I see the GPSmap 64s as a step back over my original 60Cx, in particular when finding features. The GPSmaps are also sturdy devices surviving 20 years of (ab)use, and they're running on standard NiMH cells. What's not to like?

    But, sure enough, when you insert a card you get at your local chemist's today (which will be SDXC) into the 60CSx, it will not (immediately) be recognised. That is because while the machine can deal with SDHC (and thus SDXC) Card-Specific Data and thus the hardware is fine, it cannot deal with exFAT file systems (and preformatted exFAT, really, is the difference between SDXC and SDHC). To my surprise, it could deal with a FAT32 file system, so running, on a linux host with a card reader, sudo mkfs.fat /dev/mmcblk0p1 was all I needed to do to make the device see the file system.

    For reference: the way to figure this out is to create a Garmin subdirectory on the card, and put some (sufficiently small; there's still the 4GB limit on file sizes with FAT32) gmapsupp.img file in there. If you don't have one, my favourite sources at this point are Computerteddy's classics or frikart's renderings.

    You should now see the map data on the device.

    In case reformatting as FAT32 does not do the trick for you: I seem to remember my old 60CS insisted on FAT16, which would explain the talk about a 4 GB limit for the card that's reported in multiple places. If this is true for your 60CS, fetch gparted from your distribution's repository, run it on your SD card, resize[1] the existing partition to 4096 MB, tell gparted to put a FAT16 file system on it, and then try again.

    Nachtrag (2023-10-03)

    There is another snag when you run GPSmap devices on suitably configured Linux systems and want to use the pleasantly unconventional gpsman to manage tracks and waypoints: power management.

    The way gpsman interacts with the USB port makes Linux suspect it doesn't use it at all and then suspend the device if you have enabled USB autosuspend; in consequence, you cannot talk to the device any more, and gpsman's “check device” will fail. And you probably have enabled USB autosuspend if you are on a mobile platform and use software like tlp.

    To still make gpsman work, turn off USB autosuspend at least for the GPSmap. In the tlp case, the way to do that is to figure out the USB id for the GPSmap (use lsusb), which turns up 091e:0003 for the 60CSx. Then tell tlp to leave such devices alone by adding that id to tlp's USB_DENYLIST variable. Don't edit /etc/tlp.conf directly, though, because that will make your dist-upgrades more painful. Rather, create a file /etc/tlp.d/10-stop-autosuspend and put something like:

    USB_DENYLIST="091e:0003"
    

    there.

    [1]Resize instead of drop and recreate because the card vendors seem to be doing some voodoo when aligning their pre-created partitions, supposedly to improve speed (or perhaps even to reduce wear, which probably isn't an issue on the Garmin devices which essentially never write). By resizing, you don't disturb the voodoo. Because, you know, it may work even if you don't believe in it.

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