Telecon-Gefühl: Das glaub ich jetzt nicht

Nachdem ich hier schon zwei andere Patzer in Live-Übertragungen diskutiert habe, wird es klar Zeit für ein neues Tag: Live. Ich habe nämlich noch eine schöne und motivierende Reaktion auf technische Probleme in einer Live-Sendung [kommt es nur mir vor, als würde deren Rate zunehmen? Das wäre dann wohl Beleg für Digitalisierung…].

Wieder sind es vor allem Erinnerungen an eigene Telecons, die mir Volkart Wildermuths Ausbruch in der Forschung aktuell-Sendung vom 19.11.2021 (Kudos an den DLF, dass sie die Panne nicht aus der Archiv-Sendung rausgeschnitten haben) so sympathisch machen:

—Rechte beim Deutschlandfunk

Der Seufzer bei Sekunde 27! Ich erkenne mich so wieder. Genau mein Geräusch, wenn der doofe Chromium (wer ist eigentlich auf die hirnrissige Idee gekommen, ausgerechnet in Webbrowsern Telecons zu halten?) wieder genau das Alsa-Audiodevice nicht findet, über das ich sprechen will.

„Mann! Dann ruft mich an.“ Absolut ich. Bis in den Tonfall.

„Das glaub ich jetzt nicht.“ Wie oft habe ich das schon gesagt speziell seit Corona, etwa, wenn der fiese closed-source zoom-Client (immerhin kein Web-Browser!) genau das xephyr-Fenster nicht zum Screenshare anbietet, in dem ich den Kram zeigen wollte (stattdessen aber alle Fenster von Dockapps, die er jetzt wirklich anhand ihrer Properties hätte rausfiltern können)? Das ganze Elend mistiger und unfixbarer proprietärer Software, der Horror von Javascript-Salat, zu deren Nutzung mich die Technikfeindlichkeit (im Sinne von: ich nehme halt das Bequemste und Vorgekochteste, was es nur gibt) meiner doch angeblich so digitalisierungslustigen Umwelt so nötigt: „Ach, Mann, das glaub ich jetzt nicht.“

Abgesehen von der Panne fand ich in der Sendung übrigens speziell das das Segment über Flussblindheit wirklich hörenswert: Ich muss gestehen, dass ich diese komplett vermeidbare Dauerkatastrophe zwischenzeitlich verdrängt hatte. Noch so ein Ding, bei dem in hundert Jahren zurückblickende Menschen den Kopf schütteln werden: Wie konnten die eine so einfach behandelbare Krankheit so viele Opfer fordern lassen? Während sie, um nur ein besonders bizarres Beispiel zu nennen, gleichzeitig mit unfassbarem Aufwand High Frequency Trading gespielt haben?

Zitiert in: Papierrascheln am DLF

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