
Eine erstaunlich ehrliche Selbstbezichtigung, aufgenommen im Juli 2025 in Görlitz.
Es gibt ein paar Phänomene in dieser Welt, die fast alle als ganz selbstverständlich hinnehmen, die aber, wären sie in ihrer jetzigen Form geboren worden, keinen Zentimeter durchgegangen wären.
Dazu gehört ganz sicher die seltsame Praxis, dass autofahrende Menschen mit ihren Gefährten einen großen Teil des Verkehrsraums – fahrend, aber noch mehr stehend – einnehmen dürfen (hier im Januar 24 zu den Möglichkeiten, wenn das nicht mehr so wäre; hier im Januar 22 zu einer möglichen Erklärung, wie das alles zustande gekommen sein könnte).
Ähnlich absurd finde ich Straßenwerbung, quasi das legalere Ende von Spam (vorheriges Zähnefletschen zum Thema). Hätte mich wer gefragt, wie die öffentliche Reaktion wohl wäre, wenn Privatleute einfach so den öffentlichen Raum zuspammen, hätte ich gewiss nicht auf das „nur zu“ getippt, das die Öffentlichkeit gegenüber Außenwerbung derzeit an den Tag legt.
„Dann schau halt nicht hin,“ höre ich Ratschläge der ApologetInnen des Frei-Handels von Raum. Aber nein, die Werbeindustrie bezichtigt sich selbst; quasi aufgrund von Marktkräften muss sie ihre Öffentlichkeitsbelästigung so bauen, dass das möglichst schwierig ist. Etwas eigenartig nur, wenn sie das so offen zugibt wie auf dem Foto oben.
Es ist im Juli in Görlitz entstanden. Die ehrliche Selbstbezichtigung hängt dort immer noch an jeder zweiten Straßenecke. Ehrlichkeit in der Werbung: Dass es sowas noch gibt…