Ich wollte heute eine Bahnfahrkarte nach Hamburg kaufen. Die Verbindungssuche sah aus wie im Bild nebenan (bzw. obendrüber): Für praktisch alle Züge erwartet die Bahn eine „Außergewöhnlich hohe Auslastung“. Das hat mich zum Nachdenken über den Begriff „außergewöhnlich“ gebracht. Wenn etwas praktisch immer gilt, wäre es dann nicht ehrlicher, „wie üblich knallvoll (und das, obwohl wir den Nahverkehr im Augenblick praktisch verschenken)“ zu sagen?
Und ja, ich habe dabei vorläufig die Fantasie aufgegeben, dass die Bahn einfach ein paar neue Wagen kauft und an die Züge dranhängt oder gar engeren Takt fährt – beides wäre ja, Willen, etwas technische Flexibilität und evtl. die Bereitschaft, nicht unbedingt so zu rasen vorausgesetzt, möglich und darüber hinaus für einen „Mobilitätsdienstleister“ (gewiss nicht mein Wort) auch recht naheliegend, wenn eine Strecke dauerhaft oder auch nur regelmäßig so „außergewöhntlich“ überlastet ist. Aber das wird wohl warten müssen, bis wir eines Tages die gute alte BeamtInnenbahn wiederbekommen. Oder, gasp, noch was Besseres.
Ich habe übrigens am Schluss gar keine Fahrkarte bekommen. Zunächst hat mich die Bahn schon wieder mit Captchas belästigt, wobei die Schurken des Bahn-Auftragsdatenverarbeiters hcaptcha fast selbstironisch zunächst verlangten: „Klicken Sie Bilder mit lachenden Hunden an“. Echt. Ich bereue immer noch, nicht an einen Screenshot gedacht zu haben. Kleiner Tipp an hcaptcha: Hunde haben überhaupt keine Muskulatur, die ihnen Lachen erlauben würde. PSA: Bären auch nicht.
Na ja, und nachdem ich mich zu Giraffen durch- und ungefähr 12 von denen angeklickt hatte, hat mir der Bahnserver eine nginx-Fehlermeldung „too many connections“ geliefert (aber ich will nicht undankbar sein: es war aufregenderweise vernünftiges HTML von einer Bahn-Seite).
Geheimtipp: Wer bei der Verbindungssuche „schnellste Verbindung“ abklickt, bekommt auch einen IC angeboten. Der fährt zwar noch wahrscheinlicher nicht als der ICE, und wenn er fährt, wird er knapp zwei Stunden länger brauchen. Aber er wird wahrscheinlich über weite Strecken erheblich leerer sein, vermutlich trotzdem weniger Strom verbrauchen, und mehr zu sehen gibts auch.
Zitiert in: Ach Bahn, Teil 9: Das Bahnhofs-WLAN