Upcycling: Zahnbürstenbehälter aus Brauseröhrchen

Zwei mit allerlei kommerziellem und medizinoioden Text bedruckte Rollen sind ineinandergesteckt und liegen auf dunklem polierten Granit oder einer ähnlichen Platte.

Unfassbar praktisch: Eine Reisehülle für Zahnbürsten, upgecycelt aus… nun ja.

Ich muss mich von diesem Post distanzieren.

Erstens, weil ich natürlich niemals den Konsum von Brausetabletten gutheißen würde, schon gar nicht aus Hoffnungen heraus, von ihnen gesünder zu werden. Zweitens, weil „Upcycling“ noch mehr ein realitätsferner Traum ist als Kunststoffrecycling[1]. Schon dieses ist ja spätestens nach vierzig Jahren nicht eingehaltener Versprechen großartiger <hust> „Innovationen“ ziemlich sicher als ein allein auf Investitionsschutz zielendes Märchen der chemischen Industrie einzuordnen.

Problem

Aber mein aktuelles Upcycling-Projekt löst ein echtes Problem, das meines Erachtens viele Menschen haben müssten. Es gibt nämlich keine kommerziellen Zahnbürstenbehälter mehr. Jedenfalls finde ich in den Läden keine mehr. Wie transportieren Leute ihre Zahnbürsten heute? Keine Ahnung. Meine aktuelle Hypothese ist: Sie verwenden Erbstücke aus früherer Fertigung und haben verloren, wenn sie diese verlieren.

So jedenfalls ging es mir neulich: Bisher hatte ich einen mit reichlich Gaffer zusammengeflickten Zahnbürstenbehälter Jahrgang ca. 1975. Dieser liegt jedoch bis auf Weiteres bei einer Freundin. Was tun?

Lösung

Tja: Mensch nehme zwei leere Brausetablettenröhrchen. Ahem. Ja. Vielleicht hat ja einE MitbewohnerIn den Inhalt konsumiert? Lasst uns das gemeinsam annehmen, unabhängig davon, ob auch eure MitbewohnerInnen das hier lesen. Provenienz beiseite: Zur Verarbeitung.

Eines der Röhrchen wird das Unterteil. Es ist nach Entfernen des von der Fabrik gelieferten Deckels bereits fertig.

Fürs Oberteil schneidet (ein scharfes Taschenmesser reicht überhall hin, eine Haushaltssäge arbeitet schonender) mensch ein ca. 8 cm langes Stück (je nach Zahnbürste: ihr wollt einen Überlapp von vielleicht 3 cm, wenn alles zusammengeschoben ist) von einem Röhrchen zurecht. Ebenfalls mit einem Taschenmesser entfernt mensch aus dessen Zylindermantel einen etwa 3 cm langen und an der Basis 5 mm breiten Keil, so etwa wie auf diesem Bild:

Der Unterteil von einem Vitaminbrauseröhrchen (Aufschrift „Nahrungsergänzungsmittel Vitamin C“), wie beschrieben abgeschnitten und mit einer keilförmigen Nut versehen.

Profi-Verbesserung: Mit einer Nadel ein Dutzend Löcher in den ehemaligen Boden und seine Nachbarschaft am Zylindermantel pieken, so dass die Zahnbürste, wenn sie noch nicht ganz trocken ist, belüftet wird.

Nach dieser Vorbereitung lassen sich die beiden Teile ineinanderstecken, wenn mensch das Oberteil an der Keilnut zusammendrückt und es ins Unterteil schiebt, bis die Zahnbürste das weitere Drücken aufhält. So entsteht das Bild über diesem Post.

Umsonst dabei: ein, wenn auch etwas wackliger, Ständer für die Zahnbürste auf Reisen:

Ein intaktes Vitaminbrauseröhrchen, das auf der geschlossenen Seite steht.  In ihr steckt eine Zahnbürste.
[1]

Für 2018 gibt die die deutsche Wikipedia derzeit an, dass aus 6 Mt (ich widerstehe dem SI-Fundamentalismus, aber eigentlich würde ich hier gerne Tg schreiben. Nur: wer würde das als Teragramm erkennen?) Plastikmüll in der BRD 0.9 Mt Rezyklat gewonnen wurden, und selbst die Verwendung dieses fast schon vernachlässigbaren Stoffstroms ist weit vom Recycling-Gedanken weg:

Die Rezyklate werden vor allem im Bau-Bereich eingesetzt, bei der Herstellung von Verpackungen sowie in der Landwirtschaft, im Fahrzeugbereich oder in der Elektro-/Elektronik-Industrie. Für den Lebensmittelbereichen kommen so gut wie keine Rezyklate zum Einsatz […]

Letzte Ergänzungen