Postkarten schreiben gegen monströse Drohungen

Foto: Leicht aufgefächerte Postkarten der Kampagne „Raus aus dem nuklearen Wahnsinn“

Wer dann und wann mal dieses Blog liest, wird wahrscheinlich schon gestolpert sein über einen der (bisher sechs) Links auf meine zornige Schrift wider die moströse Drohung, die Städte des Feindes einzuäschern, besser bekannt unter dem weit harmloser klingenden Titel „nukleare Teilhabe”.

Tatsächlich: der einzige militärisch plausible Zweck von Atombomben ist das millionenfache Töten der gegnerischen Stadtbevölkerung[1]. Daher bin ich so empört, dass unsere Regierungen wild an der Mitverfügung über diese Waffen festhielten und -halten. Nach dem Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrag vor etwas mehr als zwei Jahren könnte mensch übrigens an dieser Stelle durchaus die derzeit so populäre Vokabel „völkerrechtswidrig“ anbringen (auch wenn ich „monströs“ eigentlich angemessener finde).

Nichts, schon gar nicht die nukleare Massenvernichtung der eigenen Bevölkerung – an der die Vernichtung der gegnerischen Bevölkerung überdies auch nichts mehr ändern würde –, kann diese Sorte ultimativer Gewalt rechtfertigen. Selbst die Drohung damit verlässt jedes hinnehmbare Ausmaß von Schurkigkeit, von den praktischen Gefahren solcher Drohungen ganz abgesehen. Das ist noch einmal eine ganz andere Liga gegenüber der selbst schon nicht so ganz harmlosen Logik des „wenn die Russen schießen, dürfen wir das auch“.

Deshalb bin ich den Leuten von Ohne Rüstung Leben so dankbar für die Kampagne Raus aus dem nuklaren Wahnsinn. Teil davon ist insbesondere, Postkarten an Olaf Scholz zu schicken, die ihm nahelegen, doch bitte endlich diesen Teil von basaler Ethik und Völkerrecht anzuerkennen und das Beitrittsverfahren zum Atomwaffenverbotsvertrag einzuleiten. Eine so zentrale Frage ist kein Spielball für Bündniserwägungen und Realpolitik, und sie ist Grund genug für mich, meine fundamentale Skepsis gegenüber petitionsähnlichen Aktionsformen zu überwinden.

Ich habe gestern meine Karte losgeschickt, und ich habe auch noch ein paar weitere davon. Wenn ihr eine abschicken wollt und irgendwo in Heidelberg, Schriesheim oder Ladenburg wohnt, bringe ich euch gerne eine vorbei – schreibt mir einfach geschwind eine Mail oder nehmt das Feedback-Formular.

Keine Angst, solches Feedback veröffentliche ich nicht…

[1]Das sage nicht nur ich, das sagt insbesondere auch Daniel Ellsberg, der es als ehemaliger Nuklearplaner bei der RAND Corporation aus erster Hand weiß. Wenn ihr in der Hinsicht irgendwelche Zweifel habt, schuldet ihr es den Menschen der Zukunft, jetzt gleich Ellsbergs The Doomsday Machine zu lesen.

Zitiert in: Glückwünsche zu Schritt 1

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