Kopfzahlen: Plastikproduktion

Ein großer Haufen Plastikbecher auf einer gepflasterten Straße

2014 in Lissabon: nach einer Nacht im Barrio Alto hat sich an der Straße ein Pfund Plastik gesammelt. Ihr guckt auf etwa ein Millardstel der gegenwärtigen Weltjahresproduktion.

In der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell gab es am 2. März ein Segment mit einer Zahl, die ich im Kopf haben sollte: Die Weltproduktion von Kunststoffen liegt derzeit bei 460 Millionen Tonnen oder einer halben Gigatonne pro Jahr und hat seit dem Jahr 2000 um ziemlich genau den Faktor 2 zugenommen.

In den Größenordnungen von Naturkatastrophen gesprochen braucht es 5⋅108  t ⁄ (25  t/Container), also 20 Millionen TEU-Container, um den ganzen Mist (von der Masse her) bewegt zu kriegen. Wenn das alles durch einen Hafen ginge, müsste da öfter als alle zwei Sekunden so ein Container randvoll mit Plastik rein bzw. raus.

Mit der Annahme, dass Rohöl 1:1 in Kunststoff umgesetzt wird – (wahrscheinlich eher konservativ) – hat es 5⋅108  t ⁄ (5⋅105  t/Tanker), also überraschende 1000 große Supertanker gebraucht, um das Öl für das Zeug zu den Chemiefabriken zu bringen. Das sind sowas wie drei am Tag. Ganz ehrlich kommt mir diese Zahl enorm, fast unglaublich groß vor. Wahrscheinlich werden doch ganz schön viele der Fabriken durch Pipelines beliefert, zumal wohl auch Gas ein beliebter Ausgangsstoff für viele Kunststoffe ist.

Mit den Kopfzahlen für Flächen geht noch eine andere Veranschaulichung, denn zufällig ist ja die Fläche der Erde auch so etwa 450 Millionen Quadratkilometer. Mithin produzieren wir für jeden Quadratkilometer Erdoberfläche ziemlich genau eine Tonne Plastik,für jeden Quadratkilometer Land gar drei Tonnen. Wiederum scheint mir das unglaublich viel.

Um das weiter in Relation zu setzen: Kunststoffe wie Polyethylen haben ungefähr die Dichte von Wasser, also 1000  kg ⁄ m3, und Folie daraus ist etwas wie 0.01 mm oder 10 − 5  m dick (ich nehme mal dieses Angebot als repräsentativ). Weil die Dichte ρ gleich Masse m pro Volumen V und Volumen Fläche A mal Dicke b ist, kann mensch die mit einer Tonne PE-Folie bedeckbare Fläche zu

A = (m)/(ρb) = (1000  kg)/(1000  kg/m3⋅10 − 5  m)

und also 100'000 Quadratmetern ausrechnen (Gegenrechnung: ein Kilo Folie könnte so 100 Quadratmeter oder eine größere Wohnung abdecken; das klingt plausibel). Unsere Tonne Plastikfolie bedeckt von unserem Quadratkilometer immerhin ein Zehntel (bzw. zehn von den Hektaren aus den Flächen-Kopfzahlen, die mensch in zwei Minuten durchqueren konnte).

Ist es tröstlich, dass wir auch bei der gegenwärtigen Plastikproduktion immer noch 10 Jahre bräuchten, bis wir den Planeten ganz in Frischhaltefolie eingewickelt hätten? Na gut, wenn wir das Meer unverpackt ließen, würden wir es auch in drei Jahren schaffen. Wir müssten nur den ganzen anderen Plastikquatsch für drei Jahre weiterwenden, um die Produktion für das große Verpackungsprojekt freizukriegen.

Zitiert in: Begeht die Erdüberlastungssekunde: 1.1.2023, 00:00:10

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