Fragwürdiges Ausgefadet

Eine Skizze der Komponenten der ePA mit Patient*innen, Leistungserbringern, Aktensystem, VSDD usf.  Fünf Komponenten sind rot eingekreist.

Die Live-Panne in diesem Post wird viel lustiger mit dieser Folie aus dem unten zitierten CCC-Vortrag von Dezember 2024, also lang vor dem verlorenen O-Ton: das sind die verschiedenen Komponenten der ePA. Rot umzeichnet sind die Kompenenten, die die Referent_innen oft seit vielen Jahren und regelmäßig trivial angreifbar vorfanden.

Im Januar 2025 bot der Deutschlandfunk in der Umgebung seiner Sendung Forschung aktuell neben dem charmanten Stolpern, über das ich in Hat alles gepasst berichtet habe, einen weiteren Beitrag für meine Sammlung schöner Pannen in Live-Sendungen. Am Anfang von Forschung aktuell am 15.1. nämlich war in der Anmoderation eines Beitrags zur elektronischen Patientenakte (ePA) das hier zu hören:

Das ist aus einem Live-Mitschnitt. Im publizierten Audio ist Lauterbachs O-Ton vollständig.

Angesichts der nach all den Jahrzehnten durchaus vernichtenden Bilanz, die Martin Tschirsich und Bianca Kastl beim letzten Chaos Communications Congress zur Sicherheit der ePA schon wieder zogen, ist es natürlich gemein, dass gegenüber dem vollen Zitat ausgerechnet der lächerlich falsche Teil von Lauterbachs Erklärung – „sicher“: SQL-Injection in einer zentralen Komponente? Ist das Kommunikationsguerilla? – erhalten blieb und nicht der immerhin diskutable Teil mit dem möglichen Nutzen der Datensammlung für die medizinische Wissenschaft.

Aber wenn ihr schon fragt: Naja, Mangel an Daten scheint mir, nach allem, was ich in den letzten Jahrzehnten an medizinischer Forschung gesehen habe, eher so auf Platz 5 oder 10 einer vorstellbaren Rangliste ihrer Probleme zu sein. Und ob eine Datensammlung, die so verzerrt ist von Marktwirtschafts-Spielen, allerlei Bedürfnissen auf allerlei Seiten und nicht zuletzt dem Fehlen derer, die ihre Gesundheitsdaten nicht veröffentlicht sehen wollen, ob also eine Datensammlung wie die ePA überhaupt valide Schlüsse auf die menschliche Physis zulassen wird, ist jedenfalls nicht ausgemacht.

Ich würde also 1:5 wetten, dass auch in fünf Jahren noch kein ernstzunehmender wissenschaftlicher Artikel im Medizinbereich über ein relevantes Thema erschienen sein wird, der ohne ePA-Daten nicht genauso oder besser rausgekommen wäre. Aber ich will gerne gestehen, dass „relevant“ und „ernstzunehmend“ gerade in der Medizin vage Begriffe sind. Wer die Wette eingeht und gewinnen will, wird sich wohl auf lange Diskussionen mit mir einstellen müssen.

Für Fachartikel über die conditio humana, das will ich gerne gestehen, bietet die ePA zweifellos bereits jetzt viel Material.

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