Zur Untauglichkeit von Metriken: Tortenwürfe statt Tortengrafiken

Eine Tortengrafik mit albernen Grünverläufen, 99% sind mit „FSK“ markiert, 1% mit „RCDS“.

Visualisierte Metriken vergangener Jahre: Die Sitzverteilung der StudivertreterInnen in den Fakultätsräten nach den Gremienwahlen an der Uni Heidelberg 2001. Nur vorsorglich sei betont, dass Zahlen wie alberne Grafik kein Meinungsbild darstellen. Auch hatten die VertreterInnen in den Fakultätsräten keine bedeutsamen Stimmen – von denen aus ihrem Kehlkopf vielleicht abgesehen. (Quelle mit vielen weiteren absurden Visualisierungen).

Eine eindrucksvolle Illustration des Flügel-Theorems aus dem IMI-Post von neulich – „Wenn du genug über deine Metrik weißt, um zuverlässig Schlüsse ziehen zu können, kannst du die Schlüsse auch ohne die Metrik ziehen“ – findet sich im Beitrag TikTok im Fokus der Wissenschaft aus Forschung aktuell im Deutschlandfunk vom 16. Mai.

Die Metrik im Beitrag ist die „Reichweite“ auf Tiktok, speziell im vergangenen Bundestags„wahlkampf“[1]. Zunächst stellt DLF-Autor Luca Rehse-Knauf fest, dass der bei der Wahl durchgefallene FDP-Mann Christian Lindner in dieser Metrik auf Platz zwei steht. Dann lässt Rehse-Knauf Marcus Bösch von der Uni Münster zu Wort kommen:

Wenn man ein bisschen näher hinguckt und die Kontextdaten sich anschaut, dann entfallen von diesen sechzig Millionen [Klicks auf entsprechend getaggte Videos, nehme ich an] vierzig Millionen auf ein einziges Video, und das ist das Video, wo er [Lindner] eine Torte ins Gesicht bekommen hat. Das heißt, bei diesen Durchschnittswerten muss man noch mal genauer hingucken.

Sehr schön (mal von der Einschränkung auf „diese Durchschnittswerte“ abgesehen).

Übrigens ist Böschs Blog (na gut, er nennt es „Newsletter“) Understanding TikTok zumindest sehr unterhaltsam; für Menschen, die sich kommerziellen Rauschmedien verweigern, bietet er allemal aufschlussreiche Blicke (EU-Patrioten, die nationalistische KI-Filmchen posten? WTF?) in eine bizarre Welt: Mad Max im Internet.

[1]Zum semantischen Gehalt der Anführungszeichen verweise ich auf meinen Post vom 10. Februar.

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