Weil mir mein Pappschild „Velorution Aber Hallo“ im Fridays-for-Future-Stil so gut gefiel (bis auf die Klettbänder war alles recyclet), muss ich kurz von der Demo für den Fahrradschnellweg zwischen Heidelberg und Mannheim erzählen.
Diese hat eine lange Tradition von inzwischen fast einem Jahrzehnt. Eine noch längere Tradition hat allerdings das Thema, nämlich (mindestens) eine Verbindung zwischen Heidelberg und Mannheim, auf der RadlerInnen nicht entweder ein einem Fort von rasenden Autos gequält werden oder im Übermaß Schnitzeljagd- und Querfeldein-Qualitäten benötigen. Seit größenordnungsmäßig 20 Jahren wird an dem Thema herumdiskutiert und -geplant, ohne dass etwas passiert wäre.
Um die Sache etwas in Bewegung zu halten, veranstalten ADFC und Co jedes Jahr im Juli eine Raddemo von Heidelberg nach Mannheim. Ganz ehrlich ist es eigentlich immer darum gegangen, die bestehende A656 zu verwenden – diese Straße ist zwar nicht besonders schön, würde aber die technischen Voraussetzungen an einen Radschnellweg durchaus erfüllen. Soweit es mich betrifft, könnten sie das Ding für Autos sperren und es als Radschnellweg deklarieren: Wäre fürs Erste ok.
In der Realität sind diese Demos natürlich nie auf einer, schauder, Bundesautobahn gefahren, jedenfalls nicht den ganzen Weg. Dieses Mal aber waren wir immerhin ein kleines Stück auf einer leibhaftigen Autobahn unterwegs, für vielleicht 500 Meter auf der A656 vor Mannheim, mit offiziellem Segen und von der begleitenden Polizei zelebriert wie ein Hochamt.
Jaja, Velorution, der Übergang von einer Auto- in eine Fahrradgesellschaft, in der der Wahnsinn aus der Dystopie des Herrn Benz durch entspannte Mobilität und selbstbestimmten Umgang mit Verkehrstechnik ersetzt würde: die sieht anders aus. Aber vielleicht hat die Standpauke[1], die eine Vertretrin des Radentscheid Heidelberg den mitfahrenden Offiziellen (ja, der Heidelberger OB und der Mannheimer „Verkehrsbürgermeister“ sind tatsächlich die ganze Strecke mitgefahren) bei der Abschlusskundgebunge gehalten hat, diese ja vielleicht doch so weit beeindruckt, dass wenigstens zwei oder drei Parkplätze im nächsten Jahr verschwinden werden. Und das wäre ja schon mal ein Gewinn.
[1] | Es war großartig: Während die Bürgermeister wieder davon geredet haben, dass es nur noch ein paar „Lückenschlüsse“ brauche, beschrieb die Rednerin die Untätigkeit der Verwaltungen und die düstere Realität, in der nicht ein Parkplatz weichen darf, während die Bürgermeister im Stil gescholtener Schulbuben danebenstanden. Sehr charmant und mit viel Applaus bedacht. Wenn das dem Apparat nicht etwas mehr Realitätssinn vermittelt… |