Das Gerede von „Arbeitsplatzverlusten“ fasziniert mich in seiner Absurdität immer wieder: an sich wärs ja erfreulich, wenn wir den Krempel, den wir verbrauchen wollen, auch mit weniger Arbeit herstellen könnten. Das stoßseufzende „Endlich Freitag“, das die ARD derzeit freitags nach der Tagesschau sendet, demonstriert gut, dass auch im Wesentlichen der Rest der Welt Lohnarbeit nur bedingt für angenehm hält.
Heute morgen hat im Deutschlandfunk der Familienminister von NRW (der, vielleicht etwas überraschend in diesem Amt, auch stellvertretender Minsterpräsident ist), auf dies Umkehr von Mittel und Zweck noch eins draufgelegt:
Was aber auch noch mal wichtig ist, das möchte ich ausdrücklich betonen, auch für das Vertrauen in der Bevölkerung, ist, dass die Gruppen, die jetzt hier unter dem Lockdown am meisten leiden, weil sie ihre Berufe nicht ausüben können...
Also... die schlimmsten Leiden im Lockdowns sind in der Welt von Joachim Stamp ein paar freie Wochen, zumal in Jobs, die jetzt mal garantiert keinen Spaß machen: Kellnern, Tresendienst im Fitness-Studio, so Zeug halt. Uiuiui.
Klar wären die ernsthaften Probleme dieser Leute – ihre Existenzängste – einfach durch verlässliche Versorgung und längerfristig eine vernünftige Verteilung der Lasten und Früchte der Produktion zu lösen. Ich nehme Leuten wie Stamp aber ab, dass diese einfache und eigentlich offensichtliche Tatsache schlicht jenseits ihrer Gedankenwelt ist. Schade eigentlich.
Zitiert in: Die autoritäre Versuchung