Google: Ohne Telefon kommst du hier nicht raus

Vor ungefähr 15 Jahren habe ich unvorsichtigerweise einen Google-Account angelegt – ich habe selbst vergessen, warum. Heute morgen hat mich Google an diese Jugendsünde (immerhin aus Zeiten, als Google noch nicht ganz so finster war) erinnert, weil sie eine Bestätigung haben wollten, dass die Mail-Adresse, die ich damals verwendet habe, noch existiert (tut sie).

Da ich an anmeldepflichtigen Google-Diensten genau gar kein Interesse habe, machte mich daran, den Account zu löschen. Und habe einen Haufen Zeit verschwendet, ohne irgendwohin zu kommen. Mit etwas Geduld habe ich zwar die leicht alarmistische Anleitung fürs Löschen bei Google gefunden. Dort heißt es nach viel Geschwätz:

Schritt 3: Konto löschen [auf einer Seite, die „Google-Konto löschen“ überschrieben ist, ist es ja schon tapfer, dass das Schritt 3 ist]

[...]

Gehen Sie in Ihrem Google-Konto zum Abschnitt Daten und Datenschutz.

Tja. Dafür müsste ich mich einloggen. Wenn ich das probiere, fordert Google zunächst einen per Mail versandten Bestätigungscode[1] und dann eine Telefonnummer, an die sie einen weiteren Bestätigungscode schicken wollen.

Das wäre auch dann frech, wenn ihnen die Telefonnummer irgendeine Hilfe wäre, unberechtigte Löschversuche zu unterbinden. Aber das ist sie hier nicht, denn alles, was Google von mir hat, ist diese Mailadresse, und dass ich über sie verfüge, habe ich bereits durch den ersten Bestätigungscode nachgewiesen. Soweit es mich betrifft, ist Googles Verhalten hier von Phishing nicht unterscheidbar.

Voll Zorn wäre ich nun gerne zum betrieblichen Datenschutzbeauftragten von Google gerannt; ich habe diese Woche noch nicht viel nichtssagendes Kundendienstesisch lesen müssen, und so denke ich, dass ich eine Antwort durchaus gleichmütig hätte ertragen können.

Aber nein, Artikel 13 DSGVO, nach der zu einer Datenschutzerklärung gehört:

  1. gegebenenfalls die Kontaktdaten des Datenschutzbeauftragten,

gilt augenscheinlich nicht für Google. Beschweren müsste ich mich über diesen Gesetzesverstoß (und natürlich auch darüber, dass Google das Löschen meines Accounts effektiv verweigert) bei der Aufsichtsbehörde, und das ist die irische Datenschutzbehörde – ein Witz in zwei Wörtern.

Tja. Was tue ich jetzt? Ein Verwaltungsgerichtsverfahren ist mir ein seit Jahrzehnten toter Account auch nicht wert. Hat wer Ratschläge, wie ich diesen Google-Account trotzdem loswerde?

So oder so bleibt mein dringender Ratschlag an alle, die sich über Kaltschnäuzigkeit dieser Größenordnung noch ärgern können: Finger weg von Google!

[1]Schon das ist ja grenzwertig: Was ist denn, wenn ich die Mail-Adresse nicht mehr kontrolliere? Aber gut, das war jetzt nicht mein Problem.

Zitiert in: Abenteuer Irland: Kaputtes Drupal und eine Mail an die Datenschutzbehörde

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