
Zumindest 2011 lebten im indischen Pune noch jede Menge großer Flughunde, die in der Abenddämmerung zwischen ihren Schlaf- und Arbeitsstätten hin- und herpendelten. So wie dieser. Noch etwas weiter östlich wohnen die Subjekte dieses Blogposts.
In Forschung aktuell im Deutschlandfunk vom 12.2.2025 berichtete Monika Seynsche von Fledermäusen in Thailand, die letztlich die Reisernten der ganzen Region retten. Das Segment finde ich bereits inhaltlich hörenswert, weil es um unerwartete Konsequenzen ökologischer Eingriffe geht; hier im Groben um große Hungersnöte, die durch die Zerstörung einer handvoll Höhlen ausgelöst werden könnten.
Etwas präziser geht es um Bulldog-Fledermäuse, die in Thailand in wirklich nennenswerten Mengen leben und dort hochgewirbelte Zikaden essen. Dazu erklärt Christian Vogt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin,
dass diese Zikaden sich eigentlich nur in Südostasien vermehren und sich dann in andere Bereiche hineinwehen lassen und dort eben dann auch große Schäden anrichten, zum Beispiel in China, Korea, Japan und dergleichen. Das heißt, diese Fledermäuse fliegen mehrere hundert Meter in die Höhe, jagen dort die Zikaden und verringern dadurch eben die Ausbreitung dieses Schädlings in ganz Asien.
Angesichts der Größenordnungen, um die es da geht, tun sich durchaus apokalyptische Szenarien aufgrund recht kleinräumiger Einflüsse auf:
Die Bulldog-Fledermaus kommt zu Hunderttausenden und Millionen in diesen Höhlen vor und scheint deswegen nicht bedroht zu sein. Wir schätzen, dass es mehrere Millionen Individuen dieser Fledermausart gibt, aber es sind eben nur achtzehn Höhlen in Thailand. Das heißt, wenn wir tatsächlich diese Höhlen zerstören, und das geschieht auf vielfältige Art und Weise, dann kann es sein, dass diese Populationen relativ schnell zusammenbrechen.
Mach zehn Höhlen in Thailand kaputt und du hast eine Hungersnot in China? Es klingt in dem Beitrag ganz so. Hört mal rein.
Aber das ist eigentlich nicht das, was mich nach dem Hören des Beitrags in die Tasten greifen ließ. Nein, es war der Moment, in dem Vogt sagte:
Es war schon bekannt, dass die Fledermäuse so genannte Schopfzikaden verzehren, das sind kleine Zikadenarten, die an Reispflanzen leben, das heißt, die legen dort ihre Eier, die Larven entwickeln sich dort und richten großen Schaden an.
Verzehern sagt er, nicht etwa „fressen“.
Ha! Vogt ist in meinem Verein: Denn auch ich spreche bei Tieren gerne von „essen“ oder „verzehren“. Ich biete zum Beispiel Beleg 1 („essen“) an oder auch diesen möglicherweise etwas kontroversen Satz aus meinem Post über große Karnivoren:
Denn es geht nach Rechnung der AutorInnen den Wölfen schon recht oft darum, die Leute, die sie angreifen, dann auch zu verzehren. [Wenn ihr den ganzen Post nicht lest: die Daten geben die steile These der AutorInnen natürlich nicht her]
Übrigens finde ich die Rede von „Männchen“ und „Weibchen“ ebenfalls sehr albern, und das nicht nur, wenn es um Nashörner oder Lämmergeier geht (hier z.B. sage ich „Vogelfrauen“). Wenn auch in der Wissenschaft gegenüber Tieren etwas inklusivere und empathische Sprache üblich wird, freut mich das im Hinblick auf künftig weiseren Umgang der Menschheit mit ihren Mitbewohnenden auf dieser Erde.
Eingestanden: Vielleicht ist das bei halbwegs süßen Fledermäusen, die Insekten aufessen, die ansonsten unsere Nahrungspflanzen verschlingen würden, besonders einfach. Weit herausfordernder fand ich selbst das neulich bei den wenig charismatischen Karpfen im Kutzerweiher (der mit den Gondolettas) des Mannheimer Luisenparks:
