Anachronismen

Wer gestern vom Papst Generalabsolution haben wollte, bekam in der Vatikan-Übertragung folgendes Bild sehen:

Schweizer Garde mit riesigen Helmen und OP-Mundschutz

Quelle: Vatikan-Mitschnitt. Rechte beim Vatikan.

Ich kann gar nicht genau sagen, warum genau mich das als symbolisch für Religion in der Moderne hingerissen hat: die Kombination aus offensichtlich unsinniger Tradition (die Rüstungen) und modernen Einsichten (Viren, Tröpfcheninfektion)? Das Festhalten an unsinnigen Prozeduren (hier: eng stehen, laut brüllen), auch wenn diese mit erkennbaren Risiken verbunden sind, die mensch leicht vermeiden könnte? Oder wars nur, dass die Mundschutze in dieser Situation annäheernd leere Demonstration waren, denn vergleichen mit dem, was dann nachher in den Umkleiden[1] stattfindet, ist das Infektionsrisiko am durchpusteten Petersplatz trotz des zu geringen Abstands fast vernachlässigbar (na gut, jedenfalls, wenn sich die Leute bereitgefunden hätten, aufs Rumbrüllen zu verzichten).

[1]Oder der Kaserne? Leider geht aus dem Wikipedia-Artikel zur Schweizergarde nicht hervor, ob die Leute kaserniert sind oder nicht. Dafür steht dort zu lesen, dass auch der Papst statt auf ordentliche Schutzengel doch eher auf die Maschinenpistole 5 aus der Todesfabrik von Heckler und Koch in Oberndorf am Neckar setzt. Außerdem im Artikel: Ein Link auf die nachgerade klischeereine Geschichte um den Mord an dem Kommandanten Alois Estermann. Manchmal, so scheint es, stimmt der Bibelspruch doch: Wer das Schwert ergreift, wird durch das Schwert umkommen.

Letzte Ergänzungen