In den DLF-Nachrichten vom 17.8. war in der 16:30-Ausgabe folgende Nachricht zu hören:
Sachsen hat laut einer aktuellen Erhebung das beste Bildungssystem in Deutschland. Das ergab eine Vergleichsstudie des Instituts der Deutschen Wirtschaft, das dieses [sic] im Auftrag der Initiative neue Soziale Marktwirtschaft erstellt [sic]. Bayern und Thüringen liegen auf den Plätzen zwei und drei. Schlusslicht ist hinter Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt der Stadtstaat Bremen.
Als ich eben einen Mitschnitt davon beim Radfahren gehört habe, musste ich in aller Öffentlichkeit hysterisch lachen. In Momenten wie diesen bin ich froh, dass die Gesellschaft längst an unpassende Interaktionen zwischen Menschen und ihren technischen Gerätschaften, auch und gerade mitten auf der Straße, gewöhnt ist.
Sowohl das zugrundeliegende Ereignis als auch das Framing durch die DLF-Redaktion werfen mal wieder die Frage auf, was Satire eigentlich alles darf. Lieber DLF, was wäre verkehrt gewesen an neutraler Berichterstattung, sagen wir:
Die Abteilung INSM der Werbeagentur Scholz & Friends versucht, mit der Behauptung, ausgerechnet das immer wieder durch die Prävalenz sehr eigenartiger Ansichten auffällige Sachsen habe das – im Sinne von der INSM geeignet definierter Kriterien – beste Bildungssystem, Einfluss auf die Bildungspolitik zu nehmen; die rechtsgerichteten Unternehmer*innen, die Scholz & Friends bezahlen, fordern: a, b und c.
—Nicht der DLF
Full disclosure: Ich habe nicht versucht, die Studie zu lokalisieren oder gar rauszukriegen, was a, b und c in diesem speziellen Fall sein mögen, also auf welche Ideologeme hin die Metriken gestaltet wurden. Ich habe seit den 90er Jahren zu viele von Papieren dieses Genres gelesen, um noch im Geringsten auf dieses neugierig zu sein. Am Ende wird es halt wie üblich auf Privatisierung, mehr Industrieplunder in den Schulen, bevorzugt noch mit Staatsknete finanziert, und eine Brandmauer zwischen Schülis und fortschrittlichen Ideen rauslaufen.
Nur ein Datenpunkt zu „bestes“ und Sachsen: Die AfD hat bei der dortigen Landtagswahl 2019 28,4% der Stimmen bekommen, bei den gerade dem INSM-zertifiziert „besten“ Bildungssystem Deutschlands entwachsenen 18-24jährigen nach Aussage des MDR immer noch 19% (knapp hinter den Grünen mit 21%). Wenn das das Ergebnis des aus der Sicht reaktionärer UnternehmerInnen besten Bildungssystems ist, fällt es schwer, keine unangemessenen Parallelen zu ziehen.
Und wo ich schon von der INSM rede: Dass sich diese Leute nicht gelegentlich einen neuen Namen einfallen lassen, wundert mich sehr. Nachdem gerade die, die die INSM wohl am dringendsten beeinflussen möchte – junge Leute mit zumindest rudimentärem politischen Interesse – fast flächendeckend in Marc-Uwe Klings Känguru-Chroniken gelesen haben:
Initiative neue soziale Marktwirtschaft – Propagandanetzwerk des Schweinesystems. Vgl. dazu auch: Du bist Deutschland, Freundeskreis der Kernkraft, Anbeter des Arbeitsplatzes, Gläubige der Gleichschaltung,
würde ich an deren Stelle doch mal über eine, hust, Weiterentwicklung des, hust, Markenkerns nachdenken. Aber vielleicht verstehe ich auch nur nicht genug von Marketing.